Der Gesalbte hebt ab

DYNASTIE Wie geht es weiter im DuMont-Verlag? Heute treffen sich die Verlegerfamilien. Konstantin Neven DuMont befeuert die Kontroverse um seine Person mit einem Interview

„In dieser Woche wird sich klären, ob meine Zukunft bei MDS liegt oder anderswo“

Konstantin Neven DuMont

VON STEFFEN GRIMBERG

Das Medienhaus M. DuMont-Schauberg (MDS) ist ein honoriges Unternehmen. Verlagspatriarch Alfed NevenDuMont (84) wird als einer der letzten echten Verleger von Schrot und Korn gefeiert, dem Rendite nicht alles ist, bei dem publizistische Verantwortung noch etwas gilt. Und der notfalls auch lange finanzielle Durststrecken in Kauf nimmt, um angeschlagene Blätter wie die Frankfurter Rundschau zu sanieren, oder tief in die Tasche greift, um Verlage wie den der Berliner Zeitung von Finanzinvestoren zurückzukaufen. Über allem steht im Kölner Stammhaus des Verlags die Familientradition: Seit 1805, in der 12. Generation, führt ein Neven de facto das Haus.

Auch wenn sich die Gesellschafterstruktur schon lange etwas anders darstellt: Die Familie Neven DuMont hält die einen 50, die Familie DuMont-Schütte die anderen 50 Prozent an MDS. Doch auch nach Alfred sollte wieder ein Neven DuMont den Verlag nach außen repräsentieren: sein Sohn Konstantin Neven DuMont (40).

Doch jetzt hebt der schon gesalbte Nachfolger völlig ab: Nicht nur, dass er sich in der Affäre um seine angeblich anonymen Blogposts auf der Homepage des Journalisten und Medienbloggers Stefan Niggemeier schon alles andere als souverän verhielt. Heute sollen bei einem Treffen der Familien Entscheidungen fallen, Alfred Neven DuMont werde sich zur Sache äußern – sagt sein Sohn. Und setzt sich zuvor munter über die schadensbegrenzenden Maßnahmen des Hauses hinweg: Statt wie noch am Wochenende angekündigt, auf Vorstandsbeschluss die Klappe zu halten, gab er ein Interview. Das lies an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: Zwar dürfe er sich ja nicht mehr über die Kommentare in Niggemeiers Blog äußern, „ein Vorstandsbeschluss verbietet es mir, ich wurde überstimmt“, so Nochvorstand Konstantin Neven DuMont: „Aber seien Sie sicher, es wird alles aufgeklärt.“

DuMont-Insider sagen zwar, es habe in der fraglichen Runde vergangene Woche gar keine Abstimmung gegeben. Für noch mehr Kopfschütteln sorgten an allen DuMont-Standorten dessen Schlussbemerkungen: Dass viele im Konzern mehr als froh wären, wenn das Kapitel Konstantin sich endgültig erledigen würde und sich gegen ihn schon länger Widerstand rege, habe ihm „noch keiner ins Gesicht gesagt“, so Konstantin Neven DuMont weiter: „Aber da wird ja oft verlogen operiert. In dieser Woche wird sich klären, ob meine Zukunft bei MDS liegt oder anderswo.“ Und droht: „Aber da wird noch jeder sein Fett wegkriegen.“

Das allein ist schon starker Tobak genug. Aber das Blatt, in dem das Interview erschien, schlug dem Fass erst so richtig den Boden aus: Konstantin Neven DuMont plauderte mit dem Erzfeind der MDS-eigenen Boulevardzeitung Express. Die Bild-Ausgabe Köln nutzte diese Steilvorlage für einen Frontalangriff auf den Verlagspatriarchen Alfred Neven DuMont selbst: „Schlammschlacht um Neven DuMont“, titelt das Blatt. Das „Ende einer Verleger-Dynastie“ wird ausgerufen.

Bei MDS paart sich Entsetzen mit Erleichterung über diese Volten: Für geordnete Verfahren sei Konstantin Neven DuMont nie zu haben gewesen, heißt es da – und das gelte „natürlich auch für seinen Rückzug“.

Doch das muss nicht sein: In Branchenkreisen wird Konstantins Schwester Isabella (42) als mögliche Nachfolgerin gehandelt. Zumindest nach außen könnte sie weiter die Familie Neven repräsentieren.