Alfreds Albtraum

DUMONT Verlagserbe Konstantin Neven DuMont ist beurlaubt, aber nicht seiner Ämter enthoben

Glücklich war er wohl nur selten mit der Aufgabe, in die ihn Blut wie Verwandtschaft gebracht haben

„Man sieht in Konstantin einen glücklichen Karrieristen, dem Gott und die Menschen egal waren. Er badet im Blut seiner Verwandten, aber er war ein Christ – also sprach man ihn heilig.“

Nein, mit diesem heiligen Konstantin, den Voltaire hier beschreibt, hat Konstantin Neven DuMont so rein gar nichts zu tun: Ein Karrierist mochte er nicht sein, obwohl er vielen mit seinem manchmal schnöseligen Verlegersohn-Gehabe auf den Geist ging. Und wirklich glücklich ist er wohl nur selten mit dieser Aufgabe gewesen, in die ihn Blut wie Verwandtschaft gebracht haben. Jetzt nennt die Saga um den Kölner Verlegersohn, der sich selbst viel eher als kreativ-künstlerischer Kopf sieht, selbst klassisch antike Formen an. Laut Medienfachdienst Kress soll DuMont-Vorstand Eberhard Klein in einer Telefonkonferenz die Führungskräfte von Deutschlands viertgrößtem Zeitungshaus informiert haben, dass Konstantin Neven DuMont von seinen Vorstandsämtern entbunden werde.

Dazu schien zu passen, dass Kress kurz darauf nachschob, laut Klein sei Neven DuMont „auf eigenen Wunsch“ beurlaubt – und dieser selbst sich schon zuvor auf Twitter endlich einmal wieder rundum glücklich gezeigt hatte: „Juchhu, heute beginnt mein Urlaub, das Leben ist schön“, schrieb Konstantin Neven DuMont am Mittwochnachmittag.

Eine Stunde später las sich das schon wieder ganz anders: „Diese Meldungen stimmen nicht. Ich bleibe Vorstand und Herausgeber“, schrieb der Verlagserbe (u. a. Kölner Stadtanzeiger, Mitteldeutsche Zeitung, Frankfurter Rundschau).

Traditionell hüllt man sich beim in der 12. Generation familiengeführten Traditionshaus M. DuMont-Schauberg ob solchen Durcheinanders in Schweigen. Inoffiziell gibt es immerhin ein Halbdementi: Konstantin Neven DuMont sei auf eigenen Wunsch ab sofort beurlaubt, aber nicht seiner Vorstands- und Herausgeberämter enthoben. Damit geht der Sturm im Wasserglas in eine neue Runde, wobei die Luft für Konstantin Neven DuMont zusehends dünner wird. Über Verlagsintriganten, die gegen ihn einen Kampagne führten, hatte er schon in seinem Bild-Interview vor zwei Wochen orakelt. Allein – es dürfte sich dabei um höchst seriöse Verlagsmanager handeln, denen der viel bespöttelte Junior spätestens nach der jüngsten Blogaffäre nicht mehr haltbar scheint. Von seinem Computer aus wurde im Blog des Medienjournalisten Stefan Niggemeier unter Dutzenden Pseudonymen viel wirres Zeug gepostet. Tenor seiner Kritiker: Konstantin Neven DuMont brauche Hilfe und könne keine besondere Verantwortung in einem Medienhaus mehr tragen, das wegen der Probleme bei der weiter tiefrote Zahlen schreibenden Frankfurter Rundschau in einer Schieflage sei. Vielmehr gelte es endlich, strategische Entscheidungen wie die Abstufung der überregionalen Traditions- zur Regionalzeitung zu treffen. Vom zuständigen Vorstand Konstantin Neven DuMont kämen keine brauchbaren Vorschläge.

Einer, der sich sonst in Verlagsangelegenheiten immer wortmächtig und eindeutig erklärt hat, schweigt weiter: Alfred Neven DuMont. Das Ziel des Patriarchen, die Familiennachfolge gegen alle Widerstände und Befürchtungen doch noch mit seinem Sohn Konstantin zu regeln, dürfte seit diesem Mittwoch aber endgültig gescheitert sein. STG