Unbequemer Wettbewerb

AGENTUR Großkunde will dpa-Abo prüfen

Deutschlands größter Nachrichtenlieferant, die Deutsche Presse-Agentur (dpa), muss noch mehr um ihre Finanzquellen bangen als bisher bekannt. Denn nicht nur das 2,8 Millionen Euro schwere Abonnement ihrer Text- und Fotoberichte durch das Bundespresseamt steht unter Beschuss, auch die Weiterzahlung der etwa 3,5 Millionen Euro, die das Auswärtige Amt bisher jedes Jahr an den Marktführer überwies, steht in Zweifel.

Während sich die dpa traditionell über Verträge mit Kunden ausschweigt – und überdies derzeit gar keinen Sprecher hat, weil Justus Demmer gerade zum RBB abwandert – bestätigt das Auswärtige Amt diese Information auf Nachfrage. Das Ministerium will demnach der neuen Marktlage gerecht werden, die heißt: Mit der dapd-Nachrichtenagentur steht seit September ein zweiter Volldienstleister mit Berichten aus In- und Ausland bereit.

Das Auswärtige Amt braucht Texte und Fotos von Agenturdienstleistern, um die eigene Website und Publikationen zu bestücken. Vor allem aber greifen die Botschaften in aller Welt darauf zurück, um ihre „Communities“ mit Berichten aus und über Deutschland zu versorgen.

Eine Ausschreibung soll von 2011 an für Rechtssicherheit sorge: Zum Jahreswechsel ist der Stopp der dpa-Textabos geplant. Ein Jahr später soll die Flatrate für Fotos folgen. Die dpa kann sich freilich erneut bewerben. Künftig sollen aber auch andere eine Chance bekommen, etwa der dapd.

Der Branchenneuling, der aus den fusionierten Diensten von ddp und AP Deutschland hervorgegangen war, hatte zuvor dem Bundespresseamt mit einer Klage gedroht, weil es für die dpa-Inhalte ein Vielfaches von dem bezahlt, was der dapd selbst erhält. Der dapd will den Erzrivalen dpa nach eigenen Angaben „verzichtbar“ machen.

Für die dpa geht es in der Summe um gut 7 Prozent ihres bisherigen Umsatzes. Folge könnte eine deutliche Schrumpfung ihres Apparats sein. Dem dapd wäre das zweifellos äußert recht.

DANIEL BOUHS