ANNE HAEMING DER WOCHENENDKRIMI
: Flashbacks und Tinnitus

Das dumpfe Klong-klong ihrer Cowboyboots lärmt wieder über die Frankfurter Polizeiflure, ihre riesigen Kreolen baumeln: Hauptkommissarin Conny Mey (Nina Kunzendorf) reitet auf ihrer Wildwest-Attitüde auch dieses Mal herrlich aggressiv durch diesen dunklen „Tatort“, mit ihren Karohemden, die Brüste hochgejazzt, die weißen Jeans sind knalleng, das Pistolenholster auf der Hüfte.

Ihren dritten gemeinsamen Fall packen Conny Mey und Frank Steier (unschlagbar gut: Joachim Król) zwar gemeinsam an, aber „Es ist böse“ ist eindeutig auf Mey zugeschnitten. Eine Prostituierte wurde ermordet, dann erwischt es noch eine, jedes Mal riesige Blutlachen. Tatorte wie aus Splatterfilmen. Die Gewalt an Frauen zieht sich durch, Meys Psyche reagiert mit rätselhaften Flashbacks und Tinnitus. Und Kampfeslust. „Sie klingen wie ein ehrgeiziges Mädchen aus einem Mannheimer Proloviertel, das unbedingt mal in die Zeitung will!“, zischt Steier. „Und Sie wie ein Riesenkotzbrocken, der es sich in der zweiten Reihe gemütlich gemacht hat!“, pampt Mey zurück.

Als Tatverdächtige fährt das Drehbuch den Exmann (Uwe Bohm) der ersten Toten, einen mordfanatischen Polizeireporter, einen Vergewaltiger und ein blasses Bürschchen auf. Dass das stringent bleibt, liegt auch an Autor Lars Kraume, der nun wohl fest dazugehört: Er hat schon mehrere „Tatorte“ geschrieben, auch den letzten Frankfurter Fall.

Der Tatort macht vor allem wegen der Schauspieler großen Spaß, in den Nebenrollen ist da neben Bohm etwa Lisa Wagner als Aggro-Tusse (vergangenen Sonntag adrett in Schürze im „Polizeiruf“) oder Marc Bischoff als Underdog Holger überzeugend. Nur eine Nebenrolle kommt zu kurz: Das Bahnhofsviertel, das Rotlichtmilieu mit Sexshops namens „Dr. Müller“, Schauplatz der Morde, ist quasi nicht zu sehen. Das hat dieser berauschende Stadtteil wirklich nicht verdient.

Frankfurt-„Tatort“: „Es ist böse“; So., 20.15 Uhr, ARD