ANNE HAEMING DER WOCHENENDKRIMI
: Darauf ein Eis in der Waffel

Jetzt beginnt wieder die Saison, in der man den Programmplanern mitten ins blutige Herz schauen kann. Die brüten über den Vorschauen und können es eigentlich nur falsch machen.

Vier Wochen Fußball-WM mit Spielen am Abend, dazu noch Sommer – in Fernsehmaßstäben formuliert: verdammte Sauregurkenzeit. Irgendwelche neuen Eigenproduktionen gegen die Weltmeisterschaft zu platzieren wäre reine Geldverschwendung, darum laufen nun auch monatelang nur Wiederholungs-„Tatorte“. Die nächste Erstausstrahlung sendet die ARD erst wieder am 31. August (schon mal vormerken: Es ist eine Ösi-Folge mit dem tollen Ermittlerduo Moritz Eisner und Bibi Fellner).

Also was tun, wenn etwa am Samstagabend um 21 Uhr Uruguay gegen Costa Rica kickt? Die schlauen Kollegen vom RBB könnten für diesen Sendeplatz den Pokal unter den WM-Abstinenzlern holen: Sie zeigen einen Jim-Jarmusch-Film.

Und zwar „Ghost Dog“, der 1999 in USA anlief, und ausgerechnet Forest Whitaker, den Teddybären unter den Schauspielern, als modernen Samurai besetzte. Mit seinen weißen Stoffhandschuhen und seinen geliebten Brieftauben auf dem Dach strahlt er eine zenartige Ruhe aus. Davon lenken auch die fette Bling-Bling-Kette und seine hammermäßigen Schwertkünste nicht ab. Er ist halt ein Auftragskiller für die Mafia, Marke „Einsamer Wolf“, der gerne Eis in der Waffel isst. Eigentlich ist es ein Berufsporträt. Man muss es noch mal sagen: Der Film war eine Erleuchtung, damals, vor Tarantinos Kill-Bill-Kloppern. „Ghost Dog“ ist ruhig, viel geredet wird nicht, es ist meist dunkel, nonstop wummert HipHop allererster Sahne (und ist damit die logische Fortsetzung von Jarmuschs Filmen „Dead Man“ und „Night on Earth“). Der „Ghost Dog“ liest übrigens den Hagakure, den Ehrenkodex der Samurai, über „Das Herz des Kriegers“. Taugt auch als Halbzeitpausenlektüre.

„Ghost Dog. Der Weg des Samurai“; Sa., 22:20 Uhr, RBB