ANNE HAEMING DER WOCHENENDKRIMI
: Es geht nur um Louis

Achtung Spoiler: Der Bösewicht wird nicht geschnappt. Das ist ja immer das Fiese an Mehrteilern. Bei „Fantomas“ braucht es gar eine Trilogie, um die Sache zu Ende zu bringen.

Wohl kaum einer wird diesen Klassiker von 1964 anschauen, weil er so fürchterlich spannend ist. Iwo. Der einzige Grund: Louis de Funès. Der ist derzeit wegen seines 100. Geburtstags eh auf allen Kanälen.

Man freut sich auch bei seinem Kommissar Juve permanent über diese Hibbeligkeit, darüber, dass er nonstop die Augenbrauen tanzen lässt und den Mund so herrlich dehnt, als sei er aus Kaugummi. Vollkommen wurscht, ob er den Schurken Fantomas schnaufend über die Dächer von Paris jagt oder selbst als Verdächtiger im Gefängnis landet. Na gut, fast der einzige Grund. Ein bisschen liegt es auch an den großartigen Uniformen der Flics. Und an der slapstickhaften Verfolgungsjagd, die allein gefühlt zwei Drittel des Films dauert – und offenbar darauf ausgelegt ist, jedes, wirklich jedes Transportmittel einmal zu nutzen: Zug, Hubschrauber, Boot, Auto, Motorrad, alles dabei. Ach ja, ein Kran auch. Und nicht zu vergessen: das wohl jämmerlichste Gummiboot der Filmgeschichte. Immer vorneweg Jean Marais in seiner Doppelrolle als Gangster, Betrüger, Kidnapper Fantomas mit grünlicher Gummimaske. Und Journalist Fandor, der den Fehler begeht, den Bösewicht zu veräppeln. Ein ernsthafter Gedanke mal eben dazwischen: Dieses Maskenspiel ist es, das Fantomas unheimlich macht. So ist er überall und nirgendwo und das immer zugleich.

Dieses Bedrohungsszenario, das sich die französischen Autoren Pierre Souvestre und Marcel Allain 1911 ausgedacht haben, hat die Horrorszenarien unserer Tage vorweggenommen, wo Gut und Böse dauernd ineinander verschwimmen. Zurück zum Knallchargen-Spaß: einschalten, bitte. Und Teil zwei und drei dann einfach ausleihen.

„Fantomas“; Sa., 9. August, 21.55 Uhr, BR