Hochbahn auf der Überholspur

Klimaschutz, Energiepreise, Fahrgastboom und City-Maut: Günter Elste, Chef über Hamburgs Busse und Bahnen, ist bester Laune. Und plant zwei neue Linien nach Harburg und durch den Volkspark

VON SVEN-MICHAEL VEIT

Günter Elste sieht „eine neue Lage“, und deshalb strotzt er vor Zuversicht: „Wir sind die Problemlöser“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Hamburger Hochbahn (HHA) gestern bei einem Pressefrühstück. Die steigenden Preise für Benzin und Diesel sowie die Debatte über den Klimaschutz „bedeuten jahrelanges, kontinuierliches Wachstum des öffentlichen Personennahverkehrs“. Eine These, welche der Chef des größten Unternehmens im HVV mit den neuesten Fahrgastzahlen in Hamburgs Bussen und Bahnen zu belegen weiß.

Im gerade abgelaufenen Jahr beförderten sie nach einer ersten Schätzung 383 Millionen Passagiere – rund acht Millionen oder gut zwei Prozent mehr als 2006. Und das WM-Jahr noch zu toppen, sagt Elste, darauf hätte er nicht gewettet. Doch Energiepreise und Klimadebatte würden offenbar „doch viele Menschen zum Umsteigen bewegen“, resümiert er.

Und da mutiert selbst der altgediente SPD-Rechtsaußen, der sechs Jahre lang dem damaligen Bürgermeister Henning Voscherau treu als Fraktionsvorsitzender diente, bevor er 1996 mit dem Chefposten bei der Hochbahn belohnt wurde, zum Ökologen. In der laufenden Debatte um die Einführung einer Umweltzone oder der City-Maut in Hamburg wolle er sich „politisch nicht äußern, das verstehen Sie sicher“. Wenn das aber von der Politik so entschieden und die Mauteinnahmen in den Öffentlichen Nahverkehr investiert würden – „ich bitte Sie“, blickt Elste in die Journalistenrunde, „wie sollten wir als Hochbahn dagegen sein?“.

Zumal Schienen und Strecken in Hamburg weiter ausgebaut werden müssten, „damit wir Schritt halten können mit dem Ansturm“. Denn alles in Hamburg wachse, zählt Elste auf, und das nicht ohne positive Folgen für den Verkehrsverbund: mehr Arbeitsplätze, mehr Senioren, mehr Touristen, mehr Großevents. Deshalb sei es kein Wunder, dass die zweiprozentige Steigerung der Passagierzahlen im Jahr 2007 „mehr als doppelt so hoch sein dürfte wie im Bundesschnitt“. Dort würde nach ersten Prognosen „weniger als ein Prozent erwartet“.

Und deshalb fordert Elste noch im ersten Halbjahr 2008 „die politische Entscheidung für den Sprung über die Elbe“. Die neue Linie U 4 in die Hafencity müsse verlängert werden nach Wilhelmsburg und Harburg, und das könne durchaus oberirdisch „und stadtbahnähnlich“ erfolgen. Südlich der Elbe könnte die Strecke „ausgefädelt“ werden und „ebenerdig“ parallel zu bestehenden Straßen verlaufen. Das würde Geld und Zeit sparen, rechnet Elste vor, „wenn wir bald die erforderliche Planungssicherheit bekommen“.

An der U 4 selbst sei auch von einem rot-grünen Senat nach der Wahl nicht mehr zu rütteln, stellt Elste klar: „Die ist unter Dach und Fach, die Verträge sind einklagbar, der Bau läuft.“ Aber eine Weiterführung der Trasse nach Süden „mit einer Kombination aus U- und Stadtbahnzügen ist denkbar“.

Und noch eine Großbaustelle würde der 58-Jährige demnächst gern einrichten. Eine U- oder Stadtbahn durch den Altonaer Volkspark und nach Lurup und Osdorf. Die Arenen im Volkspark müssten endlich an den Nahverkehr angeschlossen werden. Umso mehr, wenn die Pläne des Senats für einen Sportpark umgesetzt würden. Denn die paar Shuttle-Busse bei HSV-Spielen, stellt der Hochbahn-Chef klar, „sind nicht wirklich einer Weltstadt würdig“.