hamburger szene
: Posträtsel

Der Postbeamte ist mittelalt und trägt eine Brille, durch die er einen mit freundlicher Gleichgültigkeit anblickt. „Nein“, sagt er und sieht auf die Paketkarte. „Das können Sie hier nicht abholen, sondern in der Kaltenkirchener Straße.“

Das klingt so, als müsse man jetzt durch den Eisregen ans andere Ende der Stadt radeln und man schöpft ein wenig Luft, um zu erklären, dass man die Pakete IMMER, IMMER, IMMER schon hier abholen konnte und dass es nicht einzusehen sei, warum sich das geändert habe.

Aber der Postbeamte fährt fort in seiner freundlich-gleichgültigen Rede. „Sie müssen zu der Packstation vor der Tür gehen“, sagt er. Und dass die Postfiliale hier bald geschlossen werde. „Das tut mir leid für Sie“, sagt man. Und hätte sofort und ausführlich in eine längere Klagerede eingestimmt, dass diese ewige Zusammenstreicherei der Post ein Skandal ist.

Dass es nicht angehen kann, dass sich die olle Post „Global Player“ nennt, als würde das irgendeinen Postkunden erfreuen, dem es wenig nutzt, wenn sie eine unschuldige Kleinpost in Kasachstan aufkauft. Und dafür nicht mal mehr ordentliche Briefmarken druckt und die wenigen, die sie sich noch abringt, an irgendwelchen Schaltern versteckt, die sie – bewahre – nicht kennzeichnet als potentieller Ort für Briefmarkenkäufe. Es gibt so viel dazu zu sagen.

Aber da sagt der Postbeamte etwas. „Es ist mir auch egal“, sagt er. FRIEDERIKE GRÄFF