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: Das Ich in der Sonne

Im so genannten Szenestadtteil Schanzenviertel wird jede Möglichkeit genutzt, um sich und sein interessantes Ich zur Schau zu stellen. Normal ist es bei den gegenwärtigen Temperaturen, wenn sich diese Modenschau im Innern der zahlreichen Szenelokale abspielt. Dort, wo Mann und Frau gemeinsam einen Kaffee trinken gehen, nicht selten, um das neue Handy vorzuführen.

Doch kaum lugt die Sonne, die sonst nur hinter der dichten Wolkendecke zu erahnen ist, mal kurz heraus, gleich werden, trotz nur ein paar Grad über null, ganze Bierzeltgarnituren auf dem Schulterblatt, dem Mittelpunkt des Laufstegs, platziert. Und – oh Wunder! – diese sind gleich voll besetzt.

Dort, wo sich zuvor nur die Fraktion der Raucher in kleinen Grüppchen kauernd zusammenfand, um schnell ihre Rauchzeichen abzusetzen und sich dann ins Warme zurückzuziehen, sitzen jetzt gruppenweise Sonnenanbeter. Sie trinken ihren warmen Latte Macchiato, eingepackt in schicke Winterjacken, und geben sich betont entspannt. Sie lachen und scherzen sich zu und sagen Sachen wie: „Das ist aber schön hier zu sitzen.“

Keine Anzeichen von Kälte, kein Bibbern. Und das alles trotz nur ein paar Grad im Plus, weil es sich draußen dann doch besser repräsentieren lässt. Es sind dort einfach viel mehr Menschen unterwegs. Manche davon gehen nur schnell einkaufen, um sich schnell wieder in wärmere Gefilde zurückzuziehen. Aber von denen reden wir hier ja nicht.FELIX GABER