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Wenn sich auf den berühmten Mixtapes, an die sich die Älteren noch gern wehmütig erinnern, zwischen elegischen Indiesongs kurze, in diesem Kontext fast schon bösartig zu nennende Lärmattacken mengten, konnte man eine Zeit lang sicher sein, soeben Melt Banana aus Tokio getroffen zu haben. „Was ist das?“, fragte man dann zwischen Abscheu und Faszination hin- und hergerissen und grinsende Urheberinnen und Urheber erklärten: Das ist geil, Grind oder – Expertentalk – „Japancore“. Die Band allerdings kurzentschlossen auf diese Begriffe oder einfallslose Label reduzieren zu wollen, geht an ihrem Charakter deutlich vorbei. Auf mittlerweile sieben, unter anderem von Referenzen wie Steve Albini und John Zorn produzierten Studioalben hat sie nämlich einen durchaus differenzierten Stil entwickelt, in dem auf der Grundlage eines stets minimalistischen und treibenden Schlagzeugs verzerrter Bass und die mit einer Vielzahl an Effekten entstellte Gitarre Rock auf eine Art elektrifizieren, dass er nur noch als Farce übrig bleiben kann und dann sterben muss. Mitten drin thront das schrille, zwischen Heliumluftballon und Entrücktheit angesiedelte Stakkato von Sängerin Yako. Man darf sich freuen, denn diese wunderbare und vor Energie strotzende Kampfansage findet am Samstagabend im Uebel & Gefährlich live ihre völlig konsequente Fortsetzung. Sa, 17. 5., 21 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66 Noch ein Label, noch ein Kampf: Wer an die Regierung denkt, denkt oft auch an die Hamburger Schule, weil der Band um Tilman Rossmy in ihrem Zuge überhaupt erst nennenswerte öffentliche Aufmerksamkeit zuteil wurde und weil auch hier eben das präsentiert wird, was man gemeinhin Textmusik nennt. Musik also, die sich auch und vor allem dadurch erschließt, dass in ihr auf ganz undistanzierte und auch unprätentiöse Art Dinge von Gewicht verhandelt werden und man die ganze Zeit das Gefühl hat: stimmt und kenn ich auch. Nach dem Ende der „Regierung“ machte Herr Rossmy zunächst alleine weiter, seit einigen Jahren ist sein Musikprojekt für richtige Erwachsene zum Tilman Rossmy Quartett angewachsen und hat zwischen Singing / Songwriting und Alternative Country einen dieser Plätze gefunden, von denen aus das eigene Älterwerden und doch immer Fremdbleiben einer ganzen Generation von Alternativkultur (selbst)bespiegelt werden kann. Junge Leute mögen diese Suche nach Glück in der großen Niederlage möglicherweise etwas altbacken finden, sie kennen aber auch die Niederlage noch gar nicht. So, 18. 5., 20 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30 Aus Finnland, das ist so oder so ähnlich bekannt, stammt traditionell die Vertonung der Abwesenheit von Helligkeit, des Schneematsches, der desillusionierten Gesichter und selbst gebrannten alkoholischen Getränke. Das ist wahr – siehe die dort entstandenen Spielarten von Crustpunk und Black Metal –, das ist falsch – siehe andere Musik, zum Beispiel Murmansk, eine kleine und feine Band aus Helsinki, die zurückgezogen daherkommt, aber nicht suizidal. Zugegeben: So wird auch eher mit den gängigen Klischees gespielt, als sie zu bedienen, wenn es in der Selbstbeschreibung heißt, man stamme aus einem vergessenen Land im letzten Winkel, es sei allerdings schon wärmer geworden. Musikalisch kommt unter dem Strich eine nicht gänzlich unbekannte Mischung aus Melancholie verbreitenden Melodien, schönem Gesang und dramatischer Stimmung auf, die im internationalen Indiegeschäft u. a. von Bands wie „Blonde Redhead“ repräsentiert wird. Elegische Indiesongs, die „Melt Banana“ einkleiden, davon darf es gerne mehr geben. Di, 20. 5. 21.45 Uhr, Astra Stube, Max-Brauer-Allee 200 NILS SCHUMACHER