Theater um den Spielbudenplatz

Bezirk und Baubehörde setzen Spielbudenplatz-Betreiber unter Druck, ein attraktiveres Programm mit hochklassigen Künstlern auf die Beine zu stellen. Bei Nichterfüllung droht Kündigung

Um 1795 entstand vor dem Millerntor ein neuartiges Vergnügungsviertel, in dem sich Schausteller mit ihren hölzernen Buden niederließen. Diese brandgefährlichen Buden wurden ab 1840 durch feste Bauten ersetzt. Einige alte Unternehmen existieren bis zum heutigen Tag. 1848 präsentierte Gottfried Clas Carl Hagenbeck hier lebende Seehunde in Holzbottichen und legte damit den Grundstein zu seiner berühmten Tierhandlung.

Von MARCO CARINI

Der Durchbruch blieb aus. „Konstruktiv“, so betonen der Bezirksamtschef von Hamburg-Mitte, Markus Schreiber (SPD) und Jochen Bohnsack, Manager des Spielbudenplatzes unisono, sei das Treffen zwar gewesen, doch die Lösung des Problems wurde auf September vertagt.

Weil der Bezirk und die Baubehörde massive Kritik an der jetzigen Form der Nutzung des Spielbudenplatzes haben, setzten sie sich Dienstagabend mit den Betreibern des Platzes am Rande der Reeperbahn zusammen. Ergebnis des emotional geführten Schlagabtauschs: Noch in dieser Woche wollen laut Schreiber Bezirk und Baubehörde alle Kritikpunkte noch einmal auflisten und sie der aus ortsansässigen Gewerbetreibenden bestehenden Betreibergemeinschaft zukommen lassen. Gleich nach der Sommerpause soll dann geklärt werden, ob sich die Mängel abstellen lassen, oder ob eine Abmahnung der Betreiber ausgesprochen wird – als erster Schritt um den noch bis 2015 laufenden Vertrag zu kündigen.

Kritik an der jetzigen Nutzung des Kiez-Herzstücks gibt es seit Monaten. So beklagt etwa der Stadtentwicklungsexperte der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Andreas Grote, dass die Betreibergesellschaft „die mit dem Bezirk und der Behörde geschlossenen Verträge nicht eingehalten habe“. Bis heute hätten sie „kein attraktives Kulturprogramm“ auf die Beine gestellt, die Platzgestaltung sei „optisch nicht angemessen und mit niemandem abgesprochen gewesen“, die Kioske an den Enden des Platzes „noch immer unvermietet“. Zudem gäbe es zu viel Gastronomie und zu wenig Toiletten auf dem Platz.

Eine vorläufige Mängelliste mit insgesamt 19 Kritikpunkten wurde den Betreibern am Dienstagabend präsentiert. Die konterten und warfen der Verwaltung vor „eine attraktivere Nutzung des Platzes mit allen Mitteln zu blockieren“. Lärmschutzauflagen würden eine intensivere Nutzung der aufgestellten Bühnen verhindern, da kein Eintritt kassiert werden dürfe, sei es unmöglich, renommiertere Künstler zu präsentieren.

Das alles sei aber „bereits zu Vertragsbeginn vor zwei Jahren klar gewesen“, wundert sich Grote. Trotzdem hätten die jetzigen Betreiber den Vertrag anstandslos unterschrieben. „Es gibt ein Grundmisstrauen zwischen beiden Seiten“, weiß der GAL-Mitte-Fraktionschef Michael Osterburg. Besonders Bezirkschef Schreiber und Platz-Mitbetreiber Corny Littmann, der am Dienstag urlaubsbedingt fehlte, eilt der Ruf voraus, sie verbinde vor allem eine innige Antipathie.

Ab dem heutigen Donnerstag soll – mit einem Jahr Verspätung – nun zumindest einer der verwaisten Kioske zu einem Eiscafé umgewandelt werden. Andy Grote schlägt zudem vor, die Ensembles der vier am Spielbudenplatz beheimateten Theater sollten in die Programmgestaltung mit eingebunden werden. Das könne „sogar noch Werbung für die Theater“ sein.

Das aber soll jetzt tatsächlich geschehen: So wird zwischen dem 8. und 10. August im Rahmen des 20-jährigen Jubiläums des Schmidt-Theaters ein buntes Theaterprogramm auf der Westbühne des Spielbudenplatzes zu sehen sein und auch am 13 September soll es im Rahmen der Hamburger Theaternacht volles Programm geben. Beide Events aber werden in der Internet-Präsentation des Spielbudenplatzes bis heute nicht angekündigt.