Kurdisches Kino

FILMREIHE Trotz ungebrochener nationaler Orientierung ist bei den Kurdischen Filmtagen viel Interessantes zu sehen: über den kurdischen Alltag, das Leben im Exil und den Bürgerkrieg

Dass in den Ankündigungstexten ungebrochen eine nationale Orientierung auf Kurdistan durchscheint, sollte vom Besuch der Kurdischen Filmtage nicht abhalten. Viel Interessantes ist dort zu sehen – über den Alltag in Türkisch-Kurdistan, über das Leben im Exil, über die Folgen des Bürgerkrieges und den Umgang mit ihm. Und einige Filme unterlaufen dabei auch ein vereinfachendes nationalistisches Weltbild.

Eröffnet wird die Filmreihe heute mit Miraz Bezars Spielfilm „Min Dît – Die Kinder von Diyarbakir“. Der erzählt die Geschichte der 10-jährigen Gulistan und ihres kleinen Bruders Firat, die beide mit ansehen müssen, wie ihre Eltern bei einer Straßenkontrolle von türkischen Paramilitärs erschossen werden. Fortan müssen sie sich alleine durchschlagen, in einer Ruine schlafen. Bezar betont: „Alles, was ich in dem Film erzähle, hat in der einen oder anderen Form in Diyarbakir stattgefunden.“ Und die beiden Kinder, selbst aus Diyarbakir, spielen die Rollen so überzeugend, wie dies wohl nur Kindern gelingt, die in einer Umgebung aufwachsen, die mit den Traumata eines Bürgerkrieges leben muss. „Min Dît“ selbst ist dabei ein Politikum. Als erster kurdischsprachiger Film war er auf dem türkischen Filmfest in zu sehen und wurde dort mit dem Sonderpreis der Jury ausgezeichnet. Miraz Bezar wird bei der Vorführung anwesend sein.

Bewegend ist auch der französische Spielfilm „Welcome“ von Philippe Lioret. Aus Liebe zu seiner nach London ausgewanderten Freundin Mina macht sich der Teenager Bilal ohne Papiere zu Fuß auf den Weg. An der Nordküste Frankreichs kommt er nicht weiter. Der einzige Weg, der ihm bleibt, ist schwimmen – durch den Ärmelkanal. In der Badeanstalt von Calais merkt der Schwimmlehrer Simon bald, wofür Bilal trainiert. Erst will er es ihm ausreden, aber schließlich hilft er ihm. Unvergesslich, wie Bilal beim Durchqueren des Ärmelkanals durch die riesigen Wellenberge schwimmt, zwischen den riesigen Frachtern hindurch. Intensive Aufnahmen, die die Lebensrealität von Papierlosen ausdrücken. GK

■ Do, 10. 6. bis Mi, 16. 6., 3001, Schanzenstraße 75 (im Hof); Programm: kurdischefilmtagehamburg.blogspot.com