Stadtentwicklung: Grillen und chillen auf der A 7

Parks und Kleingärten sollen in Zukunft die Autobahn überdachen - das ist das Ergebnis des landschaftsplanerischen Wettbewerbs für Stellingen und Schnelsen.

Freizeit über der Autobahn: Park auf dem Stellinger Deckel mit Promenade. Bild: Weidinger Landschaftsarchitekten

Die Pläne für einen Lärmschutzdeckel über der Autobahn A 7 werden immer konkreter. Zum Wochenende hat der Senat das Ergebnis eines landschaftsplanerischen Wettbewerbs für die Deckel in Stellingen und Schnelsen vorgestellt. Gewünscht war eine pfiffige Kombination aus Kleingärten und Parks. Den Wettbewerb gewannen die Berliner Landschaftsarchitekturbüros Pola und Weidinger, die jeweils einen Deckel gestalten dürfen. Mit den prämierten Entwürfen werde es gelingen, "die Lebensqualität in Schnelsen und Stellingen zu verbessern", sagte Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL).

Der Deckel könnte an einigen Stellen die Wunde schließen, die der Autobahnbau geschlagen hat. Seit den 70er Jahren trennt die A 7 als großer Graben die westlichen Stadtteile von der Innenstadt. Den Anwohnern mutet sie werktags den Lärm von 100.000 bis 150.000 Autos und Lastwagen zu. Der A 7-Deckel nutzt eine Chance, die sich aus der geplanten Verbreiterung der Autobahn ergibt.

Bis zum Dreieck Nordwest soll sie von sechs auf acht, bis Bordesholm von vier auf sechs Spuren ausgebaut werden. Dafür ist zusätzlicher Lärmschutz fällig, den der Bund als Bauherr der Autobahn bezahlen muss. Der Senat will dieses Geld nutzen und eigenes obendrauf legen, um statt 1,7 gut 3,5 Kilometer Deckel bauen zu können. Finanzieren will er das, indem er Kleingartengrundstücke als Bauland verkauft und die KleingärtnerInnen im Wesentlichen auf den Deckel umziehen lässt. "An einer problembehafteten Autobahnerweiterung wird mit dem Deckel ein Landschaftsplanungsprojekt von generationenübergreifender Bedeutung realisiert", sagte Oberbaudirektor Jörn Walter.

Der A 7-Deckel dient dem Lärmschutz nach der geplanten Verbreiterung der Autobahn. Zudem eröffnet er der Stadtentwicklung neue Perspektiven.

In Schnelsen bedacht er 560 Meter Autobahn, die dann sechsspurig sein wird. Hier ist eine langgestreckte zentrale Wiese geplant.

In Stellingen überspannt er auf 980 Metern acht Spuren. Er gliedert sich in drei Blöcke: einen Park, Kleingärten und Freiraum.

In Bahrenfeld sind es ebenfalls acht Spuren auf fast zwei Kilometern Länge. Zur Gestaltung soll im Herbst ein Wettbewerb gestartet werden.

Drei Deckelabschnitte sind geplant. Auf dem mit 560 Metern kürzesten, aber auch schmalsten Stück in Schnelsen plant Pola eine große Wiese, die von Bäumen und Kleingärten eingefasst wird Die Frahmestraße, die heute auf einer Brücke die Autobahn überquert, soll auf dem Deckel als Platz gestaltet werden, der die Stadtteile links und rechts der Autobahn miteinander verbindet.

Das Gleiche gelte in Stellingen für den Wördemannsweg, sagte ein Sprecher der Stadtentwicklungsbehörde. Die Deckelbegrünung gliederte das Büro Weidinger in Abschnitte. Im Norden verbreitert sich die Deckel-Grünanlage zu einem baumbestandenen Park. In der Mitte ist ein Rasenpark mit Spielmöglichkeiten vorgesehen, im Süden sollen Kleingärten liegen, zerteilt von einem Spielfeld mit Kiosk.

Die beiden Parks werden von einer Promenade durchzogen. Zusammen sollen hier 100 Kleingärten geschaffen werden. Den Ankündigungen des Senats zufolge müssten folglich weitere 370 Kleingärten auf dem fast zwei Kilometer langen Deckelabschnitt in Bahrenfeld angelegt werden. Der landschaftsplanerische Wettbewerb für diesen dritten Abschnitt solle im Oktober oder November ausgelobt werden, kündigte die Behörde an. Wie in Stellingen und Schnelsen sollen die Stadtteilbewohner in die Planungen einbezogen werden. Geplant sind eine große Informationsveranstaltung und mehrere Workshops.

Im Gegensatz zu Eimsbüttel gibt es in Altona regen Widerstand gegen den Ringtausch "Kleingärten auf den Deckel, Wohnungen in die Kleingärten". Die Initiative "Apfelbaum braucht Wurzelraum" wehrt sich aus ökologischen und sozialen Gründen gegen die Verlagerung. Altona könne auf die innerstädtisch gelegenen Parzellen nicht verzichten. Der Senat möge einen Vorschlag des Umweltverbandes BUND aufgreifen und den Deckel durch eine kombinierte Klima- und Lärmschutzabgabe des Flughafens finanzieren.

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