HAMBURGER SZENE VON REBECCA CLARE SANGER
: Mitternachtskaninchen

Er sitzt auf dem Kopf. Anders kann man es nicht nennen. Er sitzt auf meinem Kopf, am Kopfende des Bettes, und weil es zwei Uhr morgens ist, hat der Hund sicherlich auch einen triftigen Grund.

Erstmal schubse ich ihn beiseite. Dann fallen mir sämtliche Exkremente ein, die ich aus der Wohnung entfernen musste, weil wir nicht schnell genug die Treppen runterkamen und ich frage meinen Hund: „Musst du mal raus? Wollen wir mal rausgehen? Raus?“ Der Hund wedelt begeistert.

Jede Sekunde zählt. Der Hund geht schon mal vor, ins Treppenhaus, – oh nein, ich will nicht schon wieder fremde Türmatten ersetzen müssen, wo sind meine Schuhe, eine Plastiktüte, Schlüssel brauch ich nicht, ich klingel einfach.

Wir stürzen die Treppen runter, der Mond scheint hell, und meinem Hund geht es überhaupt nicht schlecht. Ein Kaninchen sitzt im Hof, mein Hund jagt es einmal durch die Grünanlage, in seinem Bauch schwabbelt garantiert kein Durchfall, das sähe anders aus. Mit hoch erhobenem Schwanz kommt er zurück, das war ein schöner Mitternachtsausflug. Als wir kurz darauf wieder in der Wohnung sind, mache ich die Schlafzimmertür zu, soll er doch sehen wo er bleibt für den Rest der Nacht.

Was bedeuten für ihn wohl die Geräusche die er hört, wenn ich „Rausgehen“ sage? Um zwei Uhr morgens bedeuten sie für mich „Kotze, Durchfall, schnell, schnell“. Für ihn in diesem Fall: „Mitternachtskaninchen“. Semantik. Das ist das Fremdwort dafür, oder?