„Kein Geschäftsmann“

Vortrag über Adolf Storfer, Freuds Mann in Shanghai

■ Psychoanalytiker, Psychologe und Autor. Er ist Mitglied des Sigmund-Freud-Instituts in Frankfurt. FOTO: PRIVAT

taz: Wer war Adolf Storfer?

Tomas Plänkers: Zum einen ist er als Etymologe bekannt geworden, zum anderen war er Leiter des Internationalen Psychoanalytischen Verlages zu Sigmund Freuds Lebzeiten und hat auch die gesammelten Schriften von Freud herausgebracht. Er war Jude und ist dann 1938 nach Shanghai emigriert. Dort hat er das Journal Die gelbe Post herausgegeben.

Worum ging es da?

Zum einen um psychoanalytische Themen. Er hat aber auch für die ganzen deutschen Juden, die nach Shanghai emigriert waren, Informationen über China, über Kultur, Sprache und Sitten, und was so in Shanghai passierte, in diesem Journal gebracht.

Wie stand Freud zu ihm?

Freud hat ihn einerseits sehr geschätzt, weil er wohl ein ganz kreativer und findiger Mann war. Auf der anderen Seite war er etwas unglücklich über ihn, weil Storfer überhaupt kein Geschäftsmann war. Er hat den Psychoanalytischen Verlag finanziell fast an die Wand gefahren. Von daher war das eine etwas zwiespältige Beziehung.

Wie erging es ihm in Shanghai?

Die Lebensbedingungen waren nicht gerade gut dort. Er hatte versucht, sich mit der Gelben Post eine finanzielle Grundlage zu schaffen, musste sie aber 1942 einstellen. Dann ist er nach Australien geflüchtet, wo er noch ein paar Jahre in einem Sägewerk gearbeitet hat und dann relativ einsam gestorben ist. LIB

Harbourfront-Festival/China Time: Vortrag über Adolf Storfer, MS Bleichen, 20 Uhr, Barkassen-Abfahrt: Landungsbrücke 10, 19.15 Uhr