„Entpolitisierte Übergriffe“

Jugendliche aus Tostedt berichten über Nazi-Szene

■ Mitglied der antifaschistischen Aktion Lüneburg / Uelzen und bei der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes. Foto: privat

taz: Herr Meyer, was ist da los in Tostedt?

Olaf Meyer: In Tostedt hat sich in den letzten zwei Jahren eine der aktivsten rechten Szenen in Niedersachen entwickelt. Es gibt regelmäßige Übergriffe auf linke Jugendliche, in ihren Wohnungen oder auch auf offener Straße. Die rechte Szene ist eingebettet in die dort vorherrschende Struktur: Es gibt einen Klamotten-Laden, „Streetwear Tostedt“, und Kameradschaften. Der Laden als Treffpunkt wird schon als zweites Jugendzentrum betrachtet.

Was tun Sie dagegen?

Wir müssen erst einmal ein Problembewusstsein für die rechte Szene schaffen. Alles wird in der Gemeinde als halb so wild abgetan, die Übergriffe werden entpolitisiert und als Streitereien von Jugendgruppen bezeichnet.

Warum finden die Übergriffe nicht in die Öffentlichkeit?

Eine rechte Szene, wie sie es in Tostedt nun einmal gibt, verleiht jedem Ort ein schlechtes Image. Die Gemeinde und die Polizei will deshalb alles totschweigen und verharmlosen.

Gilt das auch für Linksextremismus?

Durch die Extremismus-Theorie wird Rechts- und Linksextremismus als ein und dasselbe abgestempelt. Der Gipfel war die Aussage des Polizeichefs Uwe Lehne aus dem Landkreis Harburg bei einem Treffen von Polizei und Linken Anfang des Jahres. Er sagte: „Tostedt ist bunt. Braun ist auch eine Farbe.“INTERVIEW: JANA LUCK

Gespräch mit Olaf Meyer und linken Jugendlichen aus Tostedt: 20 Uhr, Antifa-Café, Hafenstraße 116