KURZKRITIK: „LIEBESERKLÄRUNG“, LICHTHOF THEATER
: Von Kippmomenten

Wer denkt, über die Unmöglichkeit sich zu lieben gäbe es nun wirklich nichts Neues zu sagen, der irrt

Explosiv, allumfassend und unendlich, so fühlt sich eine neue Liebe an. Als ob es neben diesem einen Menschen nie jemand anderen gegeben hat und auch niemals wieder jemand anderen wird geben können. So geht es auch dem Erzähler in Michael Lentz’ erstem Roman „Liebeserklärung“, der jetzt im Lichthof Theater auf die Bühne gebracht wird.

Die anfängliche Begeisterung hält jedoch nur so lange, bis sich der Verstand einschaltet und man die ersten zweifelnden Fragen zulässt: Reicht guter Sex für eine Beziehung? Sind das noch wir oder spielen wir nur eine Rolle? Ist diese Beziehung wirklich das, wonach ich mich sehne? Von solchen Kippmomenten, die über Gehen oder Bleiben entscheiden, erzählt das Stück.

Der Erzähler, dargestellt von Mirko Thiele, fährt mit dem Zug quer durch Deutschland von einem Job zum anderen. Und während er so unterwegs ist, von einer öden Stadt zur nächsten fährt, schlechten Kaffee im Bordrestaurant trinkt und pappige Brötchen isst, denkt er über seine gescheiterte Ehe und seine neue Liebe nach, die wieder kurz vor dem Aus steht. Versucht herauszufinden, warum das Zusammensein irgendwann nur noch lahm ist, bis sich am Ende alles einfach auflöst, man seine Sachen packt und die gemeinsame Wohnung verlässt. So als wäre nichts gewesen.

Die Inszenierung von „Liebeserklärung“ ist sprachlich ebenso rhythmisch und eindrücklich wie schon der mit dem Bachmann-Preis ausgezeichnete Roman. Und wer denkt, über die Unmöglichkeit sich zu lieben gäbe es nun wirklich nichts Neues zu sagen, der irrt. ILK

Aufführungen: 20. und 21. Mai, 20.15 Uhr, 22. Mai 19 Uhr, Lichthof Theater, Mendelssohnstr. 15