Protest gegen Billig-Löhne

GOTTESLOHN Mitarbeiter des freikirchlichen Albertinen-Krankenhauses sind fünf Stunden in den Warnstreik getreten. Sie wollen einen Tarifvertrag

Die Mitarbeiter verdienen laut Ver.di bis zu 400 Euro weniger als ihre Kollegen bei anderen Krankenhäusern

Am Hamburger Albertinen-Krankenhaus im Stadtteil Schnelsen sind am Dienstag nach Angaben der Gewerkschaft Ver.di 220 der insgesamt 1.000 Beschäftigten in einen Warnstreik getreten und demonstrierten. Die Pressestelle des Albertinen-Klinikums behauptet, es habe nur 100 Teilnehmer gegeben, die Polizei spricht von 300 Warnstreikenden. Die Albertinen-Mitarbeiter forderten einen Tarifvertrag, der zwischen den Gewerkschaften und der Geschäftsleitung ausgehandelt wird. Der Streik fand zwischen 6 und 11 Uhr statt, die Stationen arbeiteten mit Minimal-Besatzungen.

Das evangelisch-freikirchliche Albertinen-Krankenhaus gehört zu den wenigen diakonischen Einrichtungen in Hamburg, deren Lohn nach einem kirchlichen Sonderweg ausgehandelt werden: Arbeitnehmervertreter aus dem Unternehmen verhandeln direkt mit der Geschäftsleitung. Gewerkschaften sind daran nicht beteiligt. Das Albertinen-Klinikum sieht die Forderung nach einem normalen Tarifvertrag als einen „Angriff“ auf das grundgesetzlich garantierte Selbstbestimmungsrecht für Kirchen. Danach dürfen sie ihre internen Angelegenheiten selbst regeln – ohne Einmischung des Staates.

Ver.di-Sekretär Arnold Rekittke forderte von der Geschäftsleitung ein Gehaltsniveau, das dem anderer Krankenhäuser entspreche, bisher reagiere die Leitung nicht auf die Forderungen der Gewerkschaft. Die Albertinen-Mitarbeiter verdienen nach seinen Angaben zwischen 150 und 400 Euro weniger als ihre Kollegen bei Krankenhäusern mit Tarifvertrag in der Stadt, sagt Rekittke. Sie gehörten damit zu den am schlechtesten bezahlten Mitarbeiter von Krankenhäusern dieser Größenordnung in Hamburg. Die Geschäftsleitung vom Albertinen-Krankenhaus habe im Vorfeld die Beschäftigten massiv unter Druck gesetzt und mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen gedroht.

Das Albertinen-Krankenhaus reagierte auf taz-Anfrage erst kurz vor Redaktionsschluss mit einer allgemeinen, schriftlichen Stellungnahme. Darin kündigt es an, ein Gespräch mit Ver.di zu prüfen. Man sei immer bereit „in Konfliktsituationen wechselseitig Positionen auszutauschen und nach Lösungen zu suchen“. DKU