„Sehr wenig ewig“

Vortrag und Musik zum Totensonntag

■ 35, ist Pastor der evangelischen St. Johannis-Kirche in Harvestehude. Sieben Jahre lang studierte er Theologie in Hamburg, Kiel und Athen

taz: Herr Gröhn, was sind Internetfriedhöfe?

Constantin Gröhn: Das sind virtuelle Gedenkseiten, wo sich Menschen verewigen können. Angehörige können das für Verstorbene tun. Auf anderen Seiten machen das die User für die Zeit nach dem Tod selbst.

Gibt es wirklich ein ewiges Leben im Netz?

Wir wissen ja noch nicht, wie lange diese Seiten tatsächlich vorhanden sind. Die Zukunft ist offen. Es kann sein, dass sie sehr wenig ewig sind.

Bei der Musik-Performance wird heute auch ein Theremin gespielt – wie funktioniert das?

Das ist eines der ältesten elektronischen Musikinstrumente. Daran ist interessant, dass es ohne direkten Körperkontakt gespielt wird: Je nachdem, wie nah oder fern man die Hand hält und wie man sie bewegt, werden elektromagnetische Schwingungen beeinflusst und unterschiedliche Töne erzeugt.

Wie passt diese Musik zu einer Kirche?

In St. Johannis wird schon länger Traditionelles und Innovatives miteinander verbunden. Kirche will sich ja auch mit Lebenswelt auseinandersetzen und ist deshalb mit einem Bein immer in der Gegenwart.

Bis zum Totensonntag am kommenden Wochenende gibt es in St. Johannis weitere elektronische Inszenierungen, etwa Mozarts Requiem – warum?

Mit elektronischer Musik kann man lang anhaltende Töne erzeugen, die sozusagen ewig sind. Als Theologe würde ich immer sagen, Ewigkeit steht auch für eine andere Qualität im Hier und Jetzt. Musik kann ein Gefühl von Ewigkeit erzeugen, so wie auch die Liebe. INTERVIEW: LEX

Vortrag von Swantje Luthe über „Ewiges Leben im Web“ und Elektronik-Performance: 19 Uhr, St. Johannis, Gemeindesaal, Heimhuder Str. 92