„Emotionale Schöpferkraft“

Vortrag mit Flügel über das Altern und Kreativität

■ 56, Direktor des Instituts für Gerontologie in Heidelberg und Vorsitzender der Altenberichtskommission.Foto: Uni

taz: Herr Kruse, was ist am Altern schöpferisch ?

Andreas Kruse: Die Kräfte und Kreativitätsmöglichkeiten, die im Alter verschlossen liegen, können für die Gesellschaft neu erfunden und eingesetzt werden. Dafür müssen wir Möglichkeiten und Gelegenheiten schaffen. Das bedarf einer kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklung, aber auch einer individuellen. Die wichtigste Voraussetzung für Kreativität ist die Offenheit des Menschen für Neues.

Wie vermitteln Sie das den Menschen, die von Armut oder Krankheit betroffen sind?

Alleine die Tatsache, dass es Menschen gelingt, mit schweren Krankheiten zu leben – und dabei noch eine einigermaßen positive Lebenseinstellung zu bewahren – spricht für eine unglaubliche emotionale Schöpferkraft. Wichtig ist soziale Kommunikation und Integration. Und das nicht nur über den Besuchsdienst, sondern indem man die Menschen mitgestalten lässt. Nicht nur auf die Defizite hinweisen, sondern vor allem die Stärken ansprechen. Den Menschen das Gefühl geben: Du hast ein beträchtliches Wissen, auf das wir nicht verzichten können, und dem wir gerne lauschen.

Was kann die Politik da tun?

Auf kommunaler Ebene müssen Räume entstehen, wo Ältere und Jüngere sich treffen und einbringen können. Es muss viel differenzierter übers Alter gesprochen werden. Ein pflegebedürftiger Mensch braucht eine gute Pflege, das bedeutet aber nicht, dass er nicht über bemerkenswerte kognitive und emotionale Ressourcen verfügt.

Sie begleiten Ihren Vortrag auf dem Flügel. Warum das?

Am Beispiel von einzelnen Musikstücken kann man auf wunderbare Art und Weise Stimmungen veranschaulichen. INTERVIEW: NIHO

19 Uhr, Theater Haus im Park