„Falsche Vertrautheit“

Lesung aus dem Internet-Roman „Statusmeldung“

■ 29, Kommunikationswissenschaftler. Nach seiner Deutschland-Tour möchte der Wiener einen Dokumentarfilm drehen. Foto: Stefan Taubner

taz: Herr Burstein, Sie haben einen Roman über Facebook geschrieben. Das ist ja doch Schleichwerbung.

Fabian Burstein: Ach was, Facebook macht Schleichwerbung für das Buch. Aber in der Geschichte wird Facebook sehr kritisch beleuchtet: Da macht sich schnell eine falsche Vertrautheit breit. Der Hauptcharakter verliebt sich in eine Frau, die er nur aus dem Internet kennt.

Alles beginnt mit einer Statusmeldung – was ist das?

Damit kann man gute Links unter seinen „Facebook-Freunden“ verbreiten. Das können auch inspirierende Sprüche sein. Aber ich ärgere mich auch täglich über irgendwelche stumpfsinnigen Statusmeldungen, wie: „Guten Mor…gähn ;)“.

Entstand die Buchidee in so einem Moment?

Als ich in den Facebook-Kosmos eingetaucht bin, war ich fasziniert von der plötzlichen Intimität mit so vielen Menschen, die ich vielleicht bloß von einmal Anstoßen kannte. Das ist guter Romanstoff – und die Haupterkenntnis: Die virtuelle Welt ist längst Teil der Realität.

Verbessern pfiffige Statusmeldungen den eigenen Ruf bei Bekannten?

Ja. Damit habe ich bis zum Exzess herumprobiert, indem ich meine Romanfigur auf Facebook geschickt habe. Da lasse ich sie leben und mit Menschen interagieren, wie ich mir vorstelle, dass sie das tun würde. In kürzester Zeit hatte sie 2.500 Freundschaftsanfragen.

Hat das die Story beeinflusst?

Nein, es wäre unfair, Leute zu benutzen, die einem vertrauen. Ich habe „Julian Kippendorf“ erst ins Netz gebracht, als die Geschichte geschrieben war.  INTERVIEW: LEX

20 Uhr, Haus 73, Schulterblatt 73