SPRACHRÄUME

Über die prekären Kulturschaffenden wurde schon allerlei gejammert. Wie der Spagat zwischen Jobcenter und künstlerischem Schaffen zu bewerkstelligen ist, loten Lisa und Laura Quarg in der Komödie „Die Bretter, die Hartz IV bedeuten“ aus. Neben der Regie spielen sie auch zwei der drei Schwestern, die ihrem Ideal der Künstlerin nacheifern. „Irgendwelche“ Jobs kommen für sie nicht in Frage, ganz im Gegensatz zur dritten, die eine Rolle in einem massenkompatiblen Musical angenommen hat, um ihr Leben zu finanzieren. Die anderen sehen sich hingegen mit Vorladungen zur Arbeitsvermittlung konfrontiert, skurrilen Maßnahmen ausgesetzt und die Bretter, die die Welt bedeuten, liegen in weiter Ferne. Der weitere Werdegang von Praktikantin zur befristeten Zeitarbeiterin liegt nahe – aber unerwartet kommt die Rettung. Sa, 4. 2., 20.15 Uhr, Lichthof-Theater, Mendelssohnstraße 15b

Die friedliche Idylle eines „Schtetl“ in der Ukraine im Jahre 1905 wird auf die Probe gestellt. Die russische Revolution schickt langsam ihre Vorboten, das zaristische Regime antwortet mit Pogrom und die kleine Stadt liegt nunmehr im Brennpunkt. Nacherzählt, besser nachgesungen wird diese Geschichte anhand des Milchmanns Tevje in „Anatevka“. Basierend auf den Chroniken von Sholem Aleichem, die auch schon auf dem New Yorker Broadway aufgeführt wurde, inszenierte Ulrich Waller diese Historie neu und zeigt mit Gustav Peter Wöhler als Milchmann der Stadt, wie Antisemitismus, jüdisches Leben und Weltrevolutionen die Bewohner im harmlosesten Fall um den Schlaf bringen. Sa, 4. 2., 20 Uhr, So, 5. 2., 19 Uhr, St.Pauli Theater, Spielbudenplatz 29-30

Die Tagebücher von Victor Klemperer nahm sich Katrin Kazubko vor und entwickelte ein Ein-Personen-Stück, das schonungslos und beklemmend die Zeit des Nationalsozialismus und Nachkriegsdeutschlands schildert und ein intimes Porträt Klemperers zeichnet. In „Gehen-Bleiben“ spricht Michael Prelle dieses dauernde Zwiegespräch mit dem Papier als Monolog, das die Entscheidungen, nicht zu emigrieren, die Kämpfe als Opfer des Faschismus anerkannt zu werden, ebenso nachzeichnet wie die Versuche, Bruchstellen zu finden, an denen das eigene Leben wieder anknüpfen kann. Do, 9. 2., 20.30 Uhr, Schauspielhaus/Kantine, Kirchenallee 39

KENDRA ECKHORST