„Der exotische Deutsche“

Lesung über Vorurteile und Eigenheiten

■ 41, ist Kabarettist und Buchautor. Als Sohn türkischer Gastarbeiter kam er 1979 nach Hamburg. Er isst gerne Bratkartoffeln.

taz: Herr Pamuk, wie verstehen Sie sich mit Ihrem Hausmeister?

Kerim Pamuk: Mit dem aktuellen Hausmeister verstehe ich mich sehr gut. In meiner Schulzeit gab es aber Hausmeister, die hatten die Einstellung, dass Lehrer und Kinder nerven. Ich denke solche deutschen Hausmeister kennt jeder. Darauf bezieht sich der Titel „Allah verzeiht, der Hausmeister nicht“.

Haben Sie in Ihren 33 Jahren in Hamburg Rassismus erlebt?

Eher nicht. In den 80er Jahren waren wir als Türken in Winterhude Exoten, da gab es natürlich Vorurteile. Und als ich im Studium ein Zimmer gesucht habe, waren einige Vermieter am Telefon sehr freundlich, bis ich meinen Namen genannt habe.

Warum schreiben Sie einen Reiseführer über Deutschland?

Viele Reiseführer berichten in einer herablassenden Weise über exotische Länder. Da geht es um den Marokkaner oder den Araber an sich. Ich wollte mit dieser Blickweise einmal satirisch auf den Deutschen schauen.

Wie reagiert der Deutsche, wenn Sie ihn so portraitieren?

Er lacht und fühlt sich ertappt. Die Zuschauer bei den Lesungen sagen oft: „Ja, so ist es, sie haben recht!“ Dabei merken sie, wie exotisch ihre Lebensweise auf andere wirken kann. Das ist sicherlich gut, wenn das nächste Mal über den Orient oder den Islam schwadroniert wird.

Wo hört für Sie der Spaß auf?

Grundsätzlich ist in der Satire alles erlaubt. Ich würde aber keine Religion verhöhnen. Auch Witze über den Holocaust sind für mich tabu.

Sehen Sie neben dem Spott auch Positives an Deutschland?

Das ist ein Missverständnis. Ich kann mich nur über etwas lustig machen, für das ich Sympathie empfinde. Ich lebe gerne in diesem Land.  INTERVIEW: JDI

Kerim Pamuk liest im Rahmen der „Internationalen Woche gegen Rassismus“: 20 Uhr, Kulturpunkt Basch, Wohldorfer Str. 30