HAMBURGER SZENE VON ALEXANDER DIEHL
: Ersatzweise

Mehrmals schon sind wir einander nun begegnet. Kein Wunder in diesem überschaubaren Supermarkt, dessen Gänge derart schmal sind – schmaler vermutlich, als es moderne Einzelhandelsstrategen empfehlen würden –, dass kein rechtes Vorbeikommen ist an den beiden älteren Damen: Wer erst mal hinter sie gerät und ihre diversen rollenden Apparaturen, der bleibt da auch.

Diesmal haben sie mich am Kühlregal erwischt, tauschen sich lautstark aus über die allgemeinen Weltläufte (im Niedergang) und den Butterpreis (steigend). Mir kriecht Kälte in den Kragen, ist aber auch wirklich kein doller Frühling dieses Jahr, während wir uns in gemessenem Tempo weiterbewegen, vorbei an einem Regal, an dem früher vielleicht „Reformkost“ gestanden hätte.

„Was ist denn eigentlich dieses Tufo?“, fragt nun die eine, die eben noch dargelegt hat, warum sie sich keine Diätprodukte kaufe („auch kein Bio!“). Die Befragte murmelt ein wenig vor sich hin, und ich setze an, der Ratlosigkeit ein Ende zu setzen, nun da ich ohnehin mit den beiden neben dem Süßstoff gefangen bin. „Ersatzfleisch!“, ruft sie dann aber doch noch im Brustton derjenigen, die sich mit Ersatznahrungsmitteln nun mal auskennt, und ein günstiges Schicksal will’s, dass sich Rollator und Hackenporsche teilen und ich frei bin und in Richtung Kasse.