Breites Gedenken

GEDENKEN Bis Ende April erinnert eine „Woche des Gedenkens“ in Bergedorf an die nationalsozialistische Vergangenheit und macht aktuelle Debatten zum Thema

Beeindruckend breit ist der Kreis der Veranstalter, der anlässlich der Feierlichkeiten zum 850. Geburtstag in Bergedorf mit einer „Woche des Gedenkens“ an die nationalsozialistische Vergangenheit, insbesondere an den Widerstand und die Zwangsarbeit, erinnert und aktuelle Debatten um die Bekämpfung neonazistischer Aktivitäten und für ein tolerantes Zusammenleben zum Thema macht: Mehr als 20 nicht nur ausdrücklich antifaschistische Vereine, Initiativen, Bürgerzentren, Schulen und Parteien organisieren bis Ende April rund 30 Veranstaltungen: Ausstellungen, Diskussionen, Filmvorführungen, Konzerte, Lesungen, Theater-Performances, eine Demonstration, ein „Fußballturnier der Völker“, eine Swingparty mit Zeitzeugengesprächen.

Bereits morgen Abend erinnert sich etwa der Widerstandskämpfer Hans Heisel im Zeitzeugengespräch im Cafe Flop an seine Wandlung vom Nazi-Mitläufer zum Antifaschisten und Résistance-Kämpfer. Offiziell eröffnet wird die „Woche des Gedenkens“ dann am Samstagnachmittag in der Aula der Stadtteilschule Bergedorf: Dort ist bis Ende April die Wanderausstellung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme „In Hamburg habe ich meine Jugend gelassen“ über Zwangsarbeit in Hamburg zwischen 1933 und 1945 zu sehen.

Dass mit Verschwinden der Generation der Zeitzeugen auch eine direkte Möglichkeit verschwindet, sich nicht nur inhaltlich, sondern emotional mit der Geschichte auseinanderzusetzen, damit setzt sich das aus Film und Theater kombinierte Stück „Lítost – In der Erinnerung“ auseinander: der Abend thematisiert die „Lagerszpracha“ als Medium der Erinnerung, jenes „pathologische Gebilde, das hauptsächlich aus gebrochenem Deutsch und Polnisch bestand, inmitten einer Menschenmasse, die schlug und geschlagen wurde, wo das Böse prämiert wurde und eine Subkultur der niedrigsten Provenienz dominierte“, wie es der Sprachforscher Zenon Jagoda fasst. Im Stück nimmt ein alter Koffer Anna mit auf eine imaginäre Reise zu einer jüdischen Frau, die im KZ zu überleben versucht. Ein schmerzhafter Erinnerungsprozess.  MATT

■ Fr, 13. 4. bis So, 29. 4., diverse Orte, Programm unter www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de