„Nah am Bahnhof ist besser“

Konzerthausmanager reden über Besucherströme

■ 54, seit 2005 Intendant der Kölner Philharmonie, zuvor Leiter der Hamburger Staatsoper. Gast der heute beginnenden Tagung.

taz: Herr Langevoort, Ihr Hamburger Kollege Christoph Lieben-Seutter müht sich sehr, Klassik-Publikum für die Elbphilharmonie zu akquirieren. Ist das in Köln leichter?

Louwrens Langevoort: Ich würde schon sagen, dass es ein Hamburgisches Publikum dafür gibt. Die 1986 eröffnete Kölner Philharmonie hat allerdings den Vorteil, direkt neben dem Hauptbahnhof zu liegen. Besucher, die mit dem Zug anreisen, sind fünf Minuten später hier im Saal. Das wird bei Hamburgs Elbphilharmonie ein Problem werden.

Deren Lage könnte die Besucher abschrecken?

Die Lust, auch mal ein sperrigeres Konzert zu besuchen, ist sicher größer, wenn der Saal zentral liegt.

Sind Köln und Hamburg überhaupt vergleichbar?

Bedingt. Der Gürzenich, den die Philharmonie 1986 ablöste, wurde – anders als die Laeiszhalle, mit der die Elbphilharmonie konkurrieren wird – nie als Konzertsaal gebaut, sondern als Festsaal. Er wurde nur deshalb für Konzerte genutzt, weil es keinen anderen Saal gab.

Die Kölner Philharmonie konnte also auf ein ausgehungertes Klassik-Publikum bauen, während die Elbphilharmonie 2.000 Besucher zusätzlich braucht.

Nicht ganz. Es war eher so, dass es in Köln ein musikalisch infiziertes Publikum gab, das sich durch die Eröffnung der Philharmonie explosionsartig vergrößerte.

Altert auch das Kölner Klassik-Publikum?

Aufgrund der demographischen Entwicklung hat das Publikum ein bestimmtes Alter, das schon. Aber dass bestimmte Konzertreihen vor allem von über 40-Jährigen besucht werden: Das war 1956 genauso. Denn Klassik ist eine Musik, von der sich nicht jeder angesprochen fühlt. Es geht ja auch nicht jeder zum Taubenzüchterverein. INTERVIEW: PS

Tagung europäischer Konzerthausmanager: bis 18. April, Laeiszhalle