SOUNDTRACK

Pete Doherty hat vor einigen Wochen einem Redakteur des britischen New Musical Express eine SMS mit folgendem Wortlaut geschickt: „Hier ist Pete Doherty. Es interessiert dich vielleicht, dass ich Ende April in eine Rehaklinik gehen werde.“ Nicht nur ihn interessiert das „vielleicht“. Konzerte der Babyshambles müssen jetzt jedenfalls ausfallen. Nicht aber: Die Heiterkeit. Das in Hamburg ansässige Trio war bereits vor der Veröffentlichung seiner ersten EP 2010 ein kleines Gesprächsthema in einschlägigen Zirkeln und Kaschemmen der Stadt. Als der Tonträger dann die Runde machte, durften wahlweise nostalgische oder subversive Gefühle aufkommen. Ein betont dilletierendes Debüt ist es dann jedenfalls geworden, nachlässig eingespielte Schrammelpop-Musik, in Gänze unaufgeregt vorgetragen – das kann allemal als eine immer gute, subversive Antwort auf professionelles Indierockertum durchgehen. Das nostalgische Moment bestand und besteht währenddessen darin, dass diese Art von deutschsprachiger Musik, basierend auf einer angezerrten, tendenziell verstimmten E-Gitarre, einem sich konsequent im Midtempo haltenden Schlagzeug, einem durchpluckernden Bass, schon einmal in den frühen 1990er Jahren eine Blütezeit erlebte. Und so klingen Die Heiterkeit in ihrer scheppernden Gestalt nicht selten wie eine weibliche Version der frühen Tocotronic, nur deutlich weniger von ironisiertem Weltschmerz beseelt, während sie gesanglich das von Bands wie den Lassie Singers und Britta kultivierte Prinzip des nuschelnden Nicht-Gesangs zum ehernen Prinzip erhebt. Dieses Jahr erscheint das Debütalbum. Do 26. 4., 22 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84

The Ricky Kings. Das Fehlfarben’sche Diktum: „Sprich fremde Sprachen im eigenen Land“ wurde von dieser Band – vermutlich unbeabsichtigter Weise – noch einmal radikalisiert. Genau genommen ist die Sprache der Ricky Kings in jedem Land der Welt nur assoziativ zu verstehen. Die vier Herren leben auf St. Pauli, sie verwenden Künstlernamen, sie klangen nur anfänglich wie eine spleenige Surf-Variante des Mannes mit der golden Gitarre, der als ihr Namenspatron Ruhm zweiten Grades einheimst. Mittlerweile, und auch dank hinzugefügter Tastenabteilung, erinnern die Ricky Kings an eine ganz sonderbare Mixtur aus Les Negresses Vertes, Black Heart Procession in besser gelaunt, Balkan-Folk und Blues, über die rückwärts abgespielte Gesangsspuren von Tom Waits gelegt worden sind. Die Band hat mit ihrem schmutzig-melancholischen Gaukler-Charme und ihrer live beeindruckenden Spielfreude mittlerweile nahezu alle relevanten Orte und Zielgruppen der Stadt um den Finger gewickelt und in Vibration versetzt. Jetzt auch am Sa, 28. 4., 21 Uhr, Centro Sociale, Sternstraße 2

Locas in Love kommen vielen in den Kopf, die über die Band Karpatenhund nachdenken. Überraschend ist das nicht, handelt es sich bei dem Kölner Trio doch um eine Art Band in der Band. Zweitgenannte: angetreten mit dem Anspruch, radiotaugliche, das heißt kommerziell erfolgreiche Popmusik zu machen. Erstgenannte: stilistisch wesentlich weniger eingerüstet und vor allem mit zwei schönen und ganz unterschiedlichen Gesängen ausgestattet. Wenn Gitarrist Björn Sonnenberg singt, denkt man etwa an eine sprechgesangartige Version von Element of Crimes Sven Regener oder Flowerpornoes Tom Liwa. Wenn Bassistin und Keyboarderin Stefanie Schrank mit ihrer NDW-Stimme singt, geht, wie bei der aktuellen Single „An den falschen Orten“, die Sonne auf. Und die Musik hinter dieser Sonne? Indierock mit viel Tasteneinsatz im Feld zwischen den Sternen und Wir sind Helden, angereichert mit viel schönen Melodien, einer unüberhörbar komplizierten Liebe zur Hymne, eine vorsichtig dosierte Pop-Schläue also, die man hierzulande nicht allzuoft antrifft. Mi, 2. 5., 19 Uhr, Indra, Große Freiheit NILS SCHUHMACHER