Große Haie, kleine Fische

GENTRIFIZIERUNG II Mietrückstände oder keine? Prozess um eine gekündigte Imbissbude gegenüber der Ikea-Baustelle

Ein abgemagerter Mann in einem Krankenhausbett, daneben Körbe mit Solidaritäts-Postkarten: Im Juni 2011 hungerte der Imbissbudenbesitzer Müslin Sahin schon seit Wochen, weil ihm sein Altonaer Ladenlokal gegenüber der Ikea-Baustelle gekündigt worden war.

Sahin war noch in der Umbauphase, 60.000 Euro hatte er sich dafür von Freunden und Verwandten geliehen. Geld, das er nach der Kündigung nicht zurückzahlen konnte. In der Folge musste er seine Eigentumswohnung verkaufen.

Sahins Vermieter, die Firma Bruhn Immobilien Management, hatte die Kündigung mit angeblich nicht gezahlter Miete begründet. Dem entgegen steht die Aussage des Maklers Rahmin Shamin: Dieser hatte der Polizei berichtet, er persönlich habe eine Einzugsermächtigung Sahins zusammen mit dem unterschriebenen Mietvertrag im Geschäftsgebäude der Firma Bruhn abgegeben.

Kai Krahmer, Geschäftsführer bei der Bruhn Immobilien GmbH, dementierte vergangene Woche, dass sein Unternehmen jemals eine Einzugsermächtigung erhalten habe. Man habe Müslin Sahin sogar nach der Kündigung angeboten, mietfrei noch für 12 Monate seinen Imbiss zu eröffnen, denn: „Wir sind ja ein nettes Unternehmen.“

Sahins neuer Anwalt erklärt, das Angebot sei völlig unzureichend gewesen, um die Verluste seines Mandanten wieder wettzumachen. Zudem käme eine Annahme einem falschen Eingeständnis der Unwilligkeit zur Mietzahlung gleich.

Das Gebäude an der so genannten Bergspitze soll bald einem neuen Geschäftskomplex weichen. Gegen die Bruhn Immobilien Management läuft gegenwärtig ein Strafrechtsverfahren wegen Betrugs.  SMW