HHLA erhöht Vorstandsgehälter

GEHALTSEXPLOSION Spitzenmanager der überwiegend städtischen Hafenfirma erhielten im vergangenen Jahr 60 Prozent mehr Geld als 2010 – nicht zuletzt, weil sie ökologische und soziale Erfolge erzielten

Über die Hälfte der Gehaltserhöhung wäre sozialen und Umwelterfolgen zuzuschlagen

Das Gehalt des HHLA-Vorstands ist 2011 um knapp 59 Prozent gestiegen. Das stehe in keinem Verhältnis zum unternehmerischen Erfolg der überwiegend städtischen Hamburger Hafen und Logistik AG, kritisierte Norbert Hackbusch von der Bürgerschaftsfraktion der Linken. „Das riecht nach völlig unangemessener Selbstbedienung des HHLA-Vorstands“, sagte der Abgeordnete. Schließlich sei das Unternehmensergebnis vor Zinsen und Steuern nur um 7,5 Prozent gewachsen.

Die HHLA ist ein börsennotiertes Unternehmen, dessen Aktien zu 70 Prozent der Stadt Hamburg gehören. Wie dem Geschäftsbericht 2011 zu entnehmen ist, sind die fünf Vorstandsmitglieder 2011 zusammen mit gut vier Millionen Euro entlohnt worden. 2010 waren es nur zweieinhalb Millionen Euro. „Eigenartigerweise soll ein sogenannter Nachhaltigkeitsfaktor ausschlaggebend für die enorme Einkommenssteigerung sein“, kritisierte Hackbusch. Dieser Nachhaltigkeitsfaktor sei im Geschäftsbericht nicht plausibel erklärt.

Für den HHLA-Vorstand gilt seit dem 1. Januar 2011 ein neues Vergütungssystem. Der Aufsichtsrat hatte es beschlossen, nachdem der Bundestag in Folge der Finanzkrise ein Gesetz zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung verabschiedet hatte. Bei der HHLA erhält ein Vorstandsmitglied ein Grundgehalt und dazu eine erfolgsabhängige Tantieme, die 2011 etwas über dem Grundgehalt lag. Diese Tantieme hängt zur Hälfte davon ab, wie sich der Gewinn entwickelt hat und zur anderen Hälfte davon, ob bestimmte soziale und Umweltziele erreicht wurden.

Um ein kurzsichtiges Handeln des Managements zu vermeiden, orientiert sich die Tantieme an den Werten der vergangenen drei Jahre. Bei der Vergütung 2011 hat der Aufsichtsrat hiervon eine Ausnahme gemacht: Die Tantieme wurde auf Basis der Jahre 2011 und 2010 errechnet. Das Krisenjahr 2009 blieb außen vor.

2011 ist das Ergebnis um 7,5 Prozent gewachsen, 2010 um 20,4 Prozent. Setzt man 14 Prozent als Durchschnitt für beide Jahre an und setzt man weitere zehn Prozentpunkte für die Erhörung des Grundgehalts an, müssten 35 Prozentpunkte für das Erreichen der Nachhaltigkeitszielen gezahlt worden sein. Als Beispiele dafür nennt der Geschäftsbericht Fortschritte bei der Aus- und Fortbildung, der Gesundheit der Mitarbeiter und der Beschäftigung. Auch wenn weniger CO2 pro umgeschlagenem Container in die Atmosphäre gepustet wurde, gab es Punkte.

Weil die Nachhaltigkeitskomponente so schwer ins Gewicht fällt will der Abgeordnete Hackbusch jetzt vom Senat wissen, wie sie sich genau zusammensetzt. Außerdem begehrt er zu erfahren, „wer und aus welchem Grund“ diese neuen Parameter genehmigt hat. Anfragen der taz bei verschiedenen Aufsichtsratsmitgliedern blieben am Sonntag erfolglos. GERNOT KNÖDLER