Pensionswelle im Anmarsch: Hamburg droht Lehrermangel

ENGPASS GAL: Weil die Schulpolitik falsche Weichen stellt, gehen der Stadt Schulleiter und Lehrer aus

Die Referendare müssen, ohne zu wissen wie es wirklich geht, sofort in die Klassen

Mit der bevorstehenden Pensionierungswelle rollt ein Lehrer- und Schulleitermangel auf Hamburg zu – das jedenfalls behaupten die GAL-Bürgerschaftsabgeordneten Stefanie von Berg und Anjes Tjarks. Der Grund dafür liege nicht nur darin, dass bis 2019 etwa 45 Prozent der heutigen Lehrkräfte in Pension gehen, sondern in hausgemachten Fehlern der Schulbehörde, sagen die Grünen und nennen dafür drei Beispiele:

Referendarausbildung: Sie wird derzeit reformiert mit dem Ziel, Referendare möglichst viel Unterricht geben zu lassen. So sollen etwa 50 Lehrerstellen eingespart werden. Die Referendare müssen, „ohne zu wissen, wie es wirklich geht“, so Tjarks, sofort in die Klassen. Sie lehren mehr, lernen aber weniger. „Die Unterrichtsqualität sinkt, das Referendariat wird unattraktiver, fähige Lehramtsanwärter werden versuchen, in den Nachbarländern unterzukommen und dann als fertige Lehrer dort oft bleiben“, prognostiziert von Berg. „Grob fahrlässig“ werde so ein Lehrermangel produziert.

Besoldung: Hier herrscht Ungleichheit auf breiter Front. Grundschullehrer verdienen weniger als ihre Kollegen an weiterführenden Schulen, neue Kollegen werden eine Besoldungsstufe niedriger eingruppiert als ihre etablierten Kollegen. Die Folge: Unzufriedenheit und wenig Personal-Andrang an den Grundschulen.

Schulleitung: Schulleiter verdienen kaum mehr als die Lehrer ihrer Schule – vor allem in Grundschulen, die weniger als 230 Schüler aufweisen, was aufgrund kleiner Klassen in Problemgebieten die Regel ist. Die Folge laut von Berg: Ohne finanzielle Anreize für den Stressjob Schulleiter gebe es schon jetzt nur noch so wenig Bewerber, dass in 55 Grundschulen die Leitungsstellen „seit vielen Monaten“ unbesetzt seien.  MAC