Nur noch Fußball

SPAREN Weil die HSV-Fußballer erfolglos sind, reicht das Budget nicht mehr für andere Sportarten

Carl-Edgar Jarchow, der Vorsitzende des Hamburger Sportvereins, ist immer auf der Suche nach Möglichkeiten, um Geld zu sparen. Die Erfolglosigkeit der Fußball-Profis führt dazu, dass der Verein sich andere Sportarten nicht mehr leisten kann. Nach der Abwicklung der Frauen-Fußball-Bundesligamannschaft geht es nun um die HSV-Leichtathleten und deren Etat in Höhe von 100.000 Euro. Bei Beträgen in dieser Größenordnung drängt sich der Eindruck auf, dass es schlecht steht um die Finanzen des knapp 71.000 Mitglieder starken Vereins. Die Leichtathletikabteilung hat 800 Mitglieder.

Mit den Olympischen Spielen laufen die Verträge von vier renommierten Weitspringern aus: Nadja Käther, Anika Leipold, Sebastian Bayer, Mario Kral. HSV-Vorstand Joachim Hilke hatte gesagt, dass sich der HSV, wenn bei den Fußballprofis „der Erfolg ausbleibt“, manche „Dinge nicht mehr leisten“ kann. Während sich bei den Fußballerinnen der Protest des Sportestablishments der Stadt in Grenzen hielt, wurde es bei den Leichtathleten laut. Sportsenator Michael Neumann (SPD) suchte das Gespräch mit Jarchow, es gab die Befürchtung, dass die noch ziemlich neue Leichtathletikhalle in Winterhude künftig ungenutzt bleiben würde. Frank Thaleiser, der Geschäftsführer des Hamburger Leichtathletikverbands, protestierte auch. Nicht ohne Erfolg: „Wir haben klare Signale, dass die Förderung der Leichtathletik beim HSV erst mal so weiterläuft“, sagt Thaleiser. In den letzten Tagen gab es Gespräche zwischen Renko Schmidt vom Hamburger Sportbund und HSV-Vorstand Hilke. Hilke sicherte zu, dass es, so Thaleiser, „weiter Leichtathletik-Leistungssport beim HSV geben wird“.

Thaleiser hofft, dass nach den Europameisterschaften von Helsinki den Absichtserklärungen Taten folgen. Die Hälfte der 100.000 Euro, um die es bei den Leichtathleten geht, bleiben beim erfolgreichsten Leichtathleten des HSV hängen: Sebastian Bayer, 26 Jahre alt, Hallen-Europameister 2009 und 2011. Ob Bayer mit weniger Geld zu halten sein wird, ist unsicher. Was Bayer pro Saison bekommt, verdient HSV-Jungprofi Tolgay Arslan im Monat. Klar ist: Wenn es nicht die Leichtathleten sind, die für den Fußball bluten müssen, dann wird es eine andere Sportart beim HSV treffen. ROR