Ballinstadt bleibt unter Zielzahl

JUBILÄUM Das Auswanderermuseum auf der Veddel verzeichnet ein Drittel weniger Besucher als geplant. Sponsoren übernahmen ein Fünftel der Kosten

Die zwischen 1901 und 1907 von dem gleichnamigen Reeder errichtete Ballinstadt war eine kleine Stadt auf einer isolierten Elbinsel.

■ Bis zu 5.000 Passagiere konnten hier auf die Abfahrt ihres Schiffes warten.

■ Zu den 30 Gebäuden gehörten eine Synagoge, eine Kirche, eine Krankenstation, Schlaf- und Speisesäle sowie zwei Hotels.

■ Die Namen von mehr als fünf Millionen Auswanderern, die die Barackenstadt durchlaufen haben, sind überliefert. Ihre Nachfahren können sie im Internet recherchieren.

Die Zahl der Besucher im Auswanderermuseum „Ballinstadt“ auf der Veddel ist hinter den Erwartungen zurück geblieben. Wie die Kulturbehörde am Mittwoch zum Jubiläum mitteilte, haben in den ersten fünf Jahren rund 460.000 Besucher die Backsteinhallen besucht. Das sind im Durchschnitt 100.000 pro Jahr und damit ein Drittel weniger als von der privaten Betreiber-Gesellschaft angepeilt.

Die Ballinstadt erinnert daran, dass zwischen 1850 und 1934 an die fünf Millionen Menschen via Hamburg aus Europa ausgewandert sind, überwiegend in die USA. Auf den Originalbauplätzen sind drei Wohnbaracken nach Originalplänen wieder aufgebaut worden. Die Ausstellung versucht, mit sprechenden Puppen und Dioramen die Fährnisse des Auswanderns zu verdeutlichen. An Computerterminals können die Nachfahren von Auswanderern nach ihren Vorfahren forschen.

Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) lobte, es sei dem Museum gelungen, sich in Hamburg zu etablieren. „Durch das außerordentlich große private Engagement und die mit viel Kreativität gestalteten Ausstellungen bereichert die Ballinstadt Hamburgs Kulturlandschaft sehr“, sagte die seit gut einem Jahr amtierende Politikerin. Das Leben auf der Veddel profitiere von den vielen kommunalen Veranstaltungen der Ballinstadt.

Das unter CDU-Ägide initiierte Museum mit dem umgebenden Park ist ein Projekt zur Stärkung der Veddel, vor allem aber ein Anlaufpunkt für Touristen, insbesondere solche aus Übersee. Durch einen neuen Anleger ist es angeschlossen an die „maritime circle line“, die Sehenswürdigkeiten wie die Cap San Diego und das Hafenmuseum in den 50er-Schuppen miteinander verbindet.

Neun Millionen Euro hat die Stadt in das Museum, den Park und den Anleger investiert. Dazu kamen drei Millionen Euro von Sponsoren wie Aurubis, der Hamburger Feuerkasse, Hapag Lloyd und dem Flughafen. An den beiden letzteren ist die Stadt beteiligt. Bisher stellt der Senat die Hallen unentgeltlich zur Verfügung. Erst wenn mehr als 150.000 Besucher pro Jahr kommen, müssen die Betreiber der Ballinstadt eine Pacht entrichten. Mit 90.000 Besuchern im vergangenen Jahr schrieb das Museum schwarze Zahlen.

Den Maßstab für Auswanderermuseen hat das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven gesetzt. Inhaltlich stellt es stärker Bezüge zur Migration heute her. Außerdem hatte es durchschnittlich doppelt so viele Besucher.  GERNOT KNÖDLER