Bahn frei für die Mitte Altona

STADTENTWICKLUNG Deutsche Bahn geht die Verlagerung des Bahnhofs Altona an. Realisierung von Hamburgs zweitgrößtem Wohnungsbauprojekt rückt näher

„Kopfbahnhöfe wie der in Altona sind nicht mehr ideal“

RÜDIGER GRUBE, BAHNCHEF

Das Projekt „Neue Mitte Altona“ wird konkreter. Die Deutsche Bahn will nach jahrelangen Verzögerungen den Fernbahnhof Altona nun doch weiter nach Norden verlagern. Der Vorstand habe Ende Juni beschlossen, 13 Millionen Euro für ein Gutachten freizugeben, um eine belastbare Beschlussvorlage zu erhalten, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, Rüdiger Grube, der Welt am Sonntag. „Wenn es sich wirtschaftlich darstellen lässt, bin ich dafür, dass der Fernbahnhof nach Diebsteich verlagert wird“, sagte Grube.

Bislang ist Diebsteich nur ein heruntergekommener S-Bahnhof an der Grenze zwischen Stellingen und Bahrenfeld an der Strecke vom Hauptbahnhof nach Kiel und Westerland. Eine wesentliche Unklarheit bei der Planung stellt der Umzug der raumgreifenden Autoverladung dar. Diese könnte jedoch an den Bahnbetriebshof Langenfelde direkt an der Autobahnausfahrt Volkspark verlegt werden.

Der aus Hamburg stammende 60-jährige Bahnchef hält die Struktur des Altonaer Bahnhofs für nicht mehr zeitgemäß: „Kopfbahnhöfe wie der in Altona sind nicht mehr ideal“, sagte er. Sollte sich ein Umzug aber aus wirtschaftlichen Gründen nicht realisieren lassen, kündigte Grube an, den bestehenden Bahnhof komplett zu sanieren. Insgesamt wolle die Bahn in den kommenden Jahren 337 Millionen Euro in Hamburg investieren, überwiegend in die Infrastruktur, aber auch in den Bau einer neuen Verwaltungszentrale in der Nähe des Hauptbahnhofs, in der rund 1.000 Angestellte arbeiten sollen.

Nach dem Umzug der Bahn würde ein Gleisareal von rund 75 Hektar Größe frei werden. Hamburg plant hier in drei Etappen das nach der Hafencity zweitgrößte Stadtentwicklungsprojekt mit etwa 4.000 Wohnungen. Ein Drittel der neuen Wohnungen sollen gefördert werden. Zum einen entstünden reine Sozialwohnungen mit einer Miete von sechs Euro pro Quadratmeter, zudem soll es für Menschen mit einem mittleren Einkommen Wohnungen für rund acht Euro pro Quadratmeter geben. Ein weiteres Drittel ist für den freien Mietwohnungsmarkt gedacht; auf dem letzten Drittel sollen Eigentumswohnungen und Reihenhäuser entstehen.

Baubeginn auf der ersten Teilfläche von 13 Hektar Größe zwischen Harkortstraße, Holsten-Brauerei und den Bahngleisen soll im kommenden Jahr sein. Für das Gesamtprojekt aber ist die Verlagerung des Fernbahnhofs erforderlich. Der S-Bahnhof Altona im Untergeschoss soll erhalten bleiben und nordöstlich der Gaußstraße um einen S-Bahnhof Ottensen ergänzt werden.  SVEN-MICHAEL VEIT