SPRACHRÄUME

Eine gute Dosis Jammern und Selbstmitleid inszeniert die Off-Theater-Gruppe um Claudia Sennecke, die in „Pixelmädchen“ (Foto) eine geschlechtlich uneindeutige Figur entwirft, die sich zu nichts aufraffen kann. Gefangen in der eigenen Denkschleife über Sinn und Unsinn des eigenen Lebens flirrt das punktierte Wesen zwischen Depression und Wahnsinn, während um es herum Partys im Gange sind und alle scheinbar ihr Auskommen mit der Welt gefunden haben. Der innere Monolog bekommt einen prominenten imaginierten Gegenspieler in Gestalt des russischen Autors Fjodor Dostojewski, der hier als moralischer Retter einspringen muss. Tiefsinn, Amoklauf und Selbstfindung liegen bei dem Stück dicht nebeneinander, das im Rahmen des Fringe-Festivals zur Aufführung kommt. Sa, 14. 7., 16 Uhr, Flora Park, 19 Uhr, Knust Vorplatz

Auch dieses Stück verlässt die klassische Theaterbühne und wird kurzerhand in der Kneipe vorgespielt. Die drei bürgernahen Schauspieler Isenbart, Krogh und Bachem bringen den Schwank „Vielleicht gibt’s noch was Geileres“ zwischen die Biergläser und geben sich einer wüsten Assoziationsflut über die Liebe, die christliche Seefahrt oder Lohndumping in der Altenpflege hin. Wie das eine mit dem anderen zusammenhängt, wird sich ebenso aufklären wie die krampfhafte Suche nach Traumpersonen und den optimalen Bedingungen zuweilen die komischen Seiten des Alltags enthüllt. Sa, 14. 7., 20 Uhr, Margaretenkneipe, Margaretenstraße 33

Über die lang gezogene Insel namens Sylt im Nordwesten Schleswig-Holsteins kursieren bekanntlich die wildesten Geschichten. Vor allem über ihre Gäste, die mit gut gefüllten Portemonnaies die Preise auf dem Eiland in die Höhe treiben und die Seiten diverser Hochglanzmagazine mit ihren Abenteuern füllen. Um eben diese Zwistigkeiten und amourösen Konstellationen geht es in dem Stück „Sylt – Ein Irrtum Gottes“ von Dietmar Loeffler, der auch selbst mitspielt und singt. Jeden Tag findet man sich an der Strandbar ein, nicht nur um die neuesten Ausfälle der Promiszene zu beklatschen, sondern auch um hochgesteckte Ziele der Kleinstaaterei zu verfolgen. Sylt soll unabhängig werden und als Freistaat seine Geschicke selbst lenken. Aber zur Proklamation soll es nicht kommen, denn eine brisante Geschichte mit Verwicklungen auf den höchsten politischen Ebenen macht schon der Idee den Garaus. Heraus kommt ein Krimi, der neben ethnografischen Studien auch eigens gedichtete Lieder für die bald verschwundene Insel auf den Lippen hat. Sa, 14. 7., 20 Uhr, So, 15. 7., 19 Uhr, Hamburger Kammerspiele, Hartungstraße 9 – 11

KENDRA ECKHORST