Musik zwischen Kränen

FESTIVAL Zum sechsten Mal steigt an diesem Wochenende das MS Dockville auf der Elbinsel Wilhelmsburg. 120 Bands und DJs sind auf sechs Bühnen zu Gast und auch die Kunst bekommt wieder ihren Raum

Sonne, ein paar Wölkchen, um die 20 Grad. Gute Aussichten für 120 Bands und DJs

VON ILKA KREUTZTRÄGER

Nach Schlammschlacht im letzten und staubiger Hitze im vorletzten Jahr wird das MS Dockville in diesem Jahr zumindest wettermäßig wohl ohne große Ausschläge bleiben – Sonne, ein paar Wölkchen, um die 20 Grad. Bessere Aussichten gibt’s kaum, um 120 Bands und DJs zuzuhören, ein paar Lesungen zu besuchen und zu zelten.

Und eine gute Nachricht gibt es gleich mal vorab: Das sechste Dockville in Wilhelmsburg wird nun doch nicht das letzte Festival mit Elbinsel-, Hafenkran- und Containerromantik auf der Elbinsel sein. Vor zwei Wochen hieß es, die Eigentümerin des 10,5 Hektar großen Festivalgeländes rund um den Reiherstieg, die Hamburg Port Authority (HPA), wolle einen Großteil der Fläche ab 2014 „hafenbezogen“ nutzen. Das hätte bedeutet: Dockville weg, mehr Hafen her und damit hätte Hamburg sein bestes alternatives Kunst- und Musikfestival verloren. Aber nun bleibt das Dockville auf jeden Fall bis 2014 und man muss für gute Musik weiter nur die Elbe überqueren und nicht irgendwo nach Schleswig-Holstein fahren. Sehr gut so.

Aber nun zur Musik. Das Line-up liest sich mit Hot Chip, James Blake, Tocotronic oder Maximo Park sehr vielversprechend. Auf den sechs Bühnen mit den klingenden Namen Großschot, Vorschot, Maschinenraum, Nest, Butterland und Torte ist ein bunter und ziemlich guter Genremix vertreten. Mit Marsimoto oder Prinz Pi gibt’s Hip-Hop und die Elektrofraktion könnte bei Frittenbude, Whomadewho oder dem Hamburger DJ Akaak auf ihre Kosten kommen. Wer etwas verträumten, manchmal hübsch leiernden Mädchengesang plus Klavier und Elektro-Elemente mag, der sollte am Samstag Dillon zuhören. Die in Brasilien geborene und jetzt in Berlin lebende Musikern behauptet von sich, nur auf der Autobahn zur Ruhe zu kommen, begann mit selbstgedrehten Musikvideos im Netzund ist mittlerweile erfolgreich unterwegs. Einfach schöne Musik für sommerliches Draußensein. Und ansonsten gibt es auf dem Gelände musikalisch sehr viel zu entdecken, sich von den großen Namen wegtreiben lassen kann nicht schaden.

Wie immer gibt es auch dieses Jahr wieder nicht nur Musik, sondern auch Poetry Slam, Lesungen oder Spaziergänge mit Künstlerinnen und Künstlern durchs Kunst-Camp. Diese Spaziergänge führen zum Beispiel zu den Arbeiten des spanischen Streetart-Künstlers Anton Unai oder zum Autobahnstück der Hamburger Designer Ole Utikal und Hannes Mussbach. An den drei Festivaltagen geht es jeweils um 14.30, 16.30 und 18.30 Uhr am Container los.

Auf die Elbinsel kommt man dieses Jahr wieder prima mit der S-Bahn – letztes Jahr wurde gebaut und die Bahn stand still. Von der S-Bahnstation Wilhelmsburg fährt alle 20 Minuten der Dockville-Shuttlebus zum Festivalgelände. Aufs Auto sollte man verzichten, da bleibt man nur stecken und kann nirgends parken. Wer trotzdem mit dem Wagen fahren mag, sollte das Park & Ride Parkhaus am Bahnhof nutzen und dann den Bus nehmen. Und für alle Hamburger_innen gilt eh: Rauf aufs Rad.

■ Fr, 10. 8. bis So, 12. 8., Alte Schleuse am Reiherstieg-Hauptdeich