Noch mehr Schultests

DIAGNOSE Hamburg führt mit „Kermit“ regelmäßige Lernkontrollen in den Klassen 2,3,5,7,8 und 9 ein. Kritiker fürchten ein „Teaching for the test“

„Weitere Tests sind bei der jetzigen Schul-Politik wenig förderlich“

STEFANIE VON BERG, GAL

Hamburgs Schüler werden künftig im Lauf ihrer Schulzeit bis zu 19 zentrale Tests mitmachen. Unter dem Namen „Kermit“ startet die Schulbehörde eine dauerhafte Testreihe, die „die gesamte Schullaufbahn eines Kindes begleitet“, wie Schulsentor Ties Rabe (SPD) sagte. Die in den Jahrgängen 2,3,5,7,8 und 9 durchgeführten Lernuntersuchungen in bis zu vier Fächern halten auch fest, wo das einzelne Kind steht.

Die Sache sei an sich nichts Neues, sagt Jan Poerschke vom Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung (IfQB), das die Aufgaben mit entwickelt. So gab es bisher schon zentrale „Lernstandserhebungen“ in den Klasse 3,6 und 8. Außerdem führt das IfQB in den 5. und 7. Klassen sogenannte „Lernausgangslagenuntersuchungen“ (LEA) durch, die am Beginn von Stadtteilschule und Gymnasium abfragen, was die Kinder schon können. Der Test in Klasse 6 fällt künftig weg, neu sind Tests in Klasse 2 und 9. Neu ist auch, dass die Tests in Klasse 5 und 7 nicht mehr freiwillig sind.

Die Ankündigung von Rabe lenkt die Sicht auf die Frage, was mit den Ergebnissen passiert. Sie sollen – so bislang die Ansage – den Lehrern helfen, den Unterricht zu verbessern. Doch die Lehrer erfahren auch, wie das einzelne Kind im Landesvergleich abschneidet. Poerschke versichert, dass die Tests dennoch nicht in die Noten einfließen, weil sie sich dafür nicht eigneten. „Wir messen keine Temperatur.“ Der Testwert sei nur „ein weiteres Mosaiksteinchen“.

Kermit ist keine Klassenarbeit, bei der vorher geübter Stoff geprüft wird. Es werden viele teils sehr leichte, teils schwere Fragen gestellt, um zu erfahren, welche Kompetenzen die Kinder erworben haben und in wieweit sie Bildungsstandards erfüllen.

Perspektivisch sollen die Kermit-Ergebnisse auch in die Berichte der Schulinspektion einfließen. Wie, das stehe noch nicht fest, sagt Poerschke, man werde eine „sanfte Art“ der Darstellung finden. So könne man vermerken, ob eine Schule über drei Jahre besser oder schlechter abschneidet, als Schulen mit vergleichbarer Schülerschaft.

Der Chef der Bildungsgewerkschaft GEW, Klaus Bullan, sieht Kermit kritisch. Er fürchtet, dass die Schulen in Konkurrenz zueinander gedrängt werden und eben doch gezielt für den Test lernen. „Das macht Pädagogik kaputt.“ Die GAL-Politikerin Stefanie von Berg begrüßt es, wenn Schulen ein Spiegel vorgehalten wird. Die Einführung von weiteren Tests ist aber bei der derzeitigen Politik „wenig förderlich“, weil die Schulen zu wenig Hilfe bei der Unterrichtsentwicklung erhielten. KAIJA KUTTER