Lückenhafter Winterdienst

EISGLÄTTE Das Räumen der Radwege hat doch nicht geklappt. Anders als von der Stadtreinigung versprochen, war das Vorrangnetz vielfach kaum befahrbar

In Kopenhagen werden die Radwege vor den Autostraßen geräumt, gebürstet und gesalzen

Der Winterdienst für die Radwege hat seinen ersten Test in diesem Winter nicht bestanden. Der Blogger Stefan Warda (www.hamburgize.com) hat Dutzende von Stellen aufgelistet und fotografiert, die eigentlich hätten geräumt werden müssen und trotzdem nur schwer passierbar waren. Warda spricht deshalb von der „großen Winterdienst-Lüge“. Auch der Radlerclub ADFC hat sein vom vergangenen Winter ausgehendes Urteil revidiert. Er fordert „eine zuverlässige Räumung wenigstens des versprochenen zentralen Streckennetzes sowie dessen Ausweitung in den nächsten Jahren“.

Der Senat hat ein 150 Kilometer langes Netz von Radfahrstreifen, Radwegen und Nebenstraßen bestimmt, das auch im Winter mit dem Rad befahrbar sein soll. Ein Teil dieses Netzes liegt in der inneren Stadt, zwei weitere in Harburg und Bergedorf. Doch obwohl dieses Netz im Vergleich zum geräumten Straßennetz mit 4.700 Kilometern klein ist, gibt es dort reichlich Stellen, die gar nicht oder zu schmal geräumt, vereist oder nur mit großem Geschick zu befahren sind.

Das gilt selbst für die Velorouten, die Highways für Radler, wie Warda dokumentiert hat: Auf der Veloroute in der Bogenstraße wurden die Radfahrstreifen nicht geräumt, auch nicht auf der Veloroute zwei die Tornquiststraße und der Weidenstieg, auf der Route vier das Alsterufer vor dem US-Konsulat und auf der eins die Thadenstraße – um nur einige Beispiele zu nennen. Dazu kommen weitere Wege aus dem 150-Kilometer-Netz, die zum Teil sogar benutzungspflichtig sind.

Das Netz ist unter hamburg.de/winterdienst im Internet einzusehen, so dass Radler ihre Fahrten darauf einrichten können. Der schlechte Winterdienst macht diesen Service zunichte. „Für Radfahrer ist die Aufnahme einer solchen Straße in die Karte vollkommen wertlos, führt zu Verdruss und die Behörde macht sich unglaubwürdig“, sagt Warda.

Der Blogger weist darauf hin, dass es auch anders geht: In Kopenhagen werden die Radwege vor den Autostraßen geräumt und nicht nur das: Sie werden geräumt, gebürstet und gesalzen. Dirk Lau vom ADFC verweist zudem auf ein Beispiel vor den Toren Hamburgs. Die Stadt Norderstedt will in diesem Winter erstmals auch die Radwege räumen. „Wir behandeln Auto- und Radfahrer gleichberechtigt“, sagte Martin Sandhof, der Leiter des Betriebsamtes dem Hamburger Abendblatt.

Die Stadtreinigung hat versprochen anhand der Dienstpläne und Einsatzprotokolle zu überprüfen, ob, wie und wo geräumt wurde. Eine Stellungnahme der zuständigen Umweltbehörde steht noch aus.  KNÖ