Kinder keine Lieblingsgäste

SCHWIMMEN Bäderland erhöht Preise für Kindergruppen. Am Nachmittag sollen andere Gäste Platz haben. Die Linke kritisiert: Arme müssen draußen bleiben

Bäderland ist ein Unternehmen der Stadt Hamburg, das jährlich mit rund 17 Millionen Euro subventioniert wird.

■ Es gibt insgesamt 26 Schwimmbäder, darunter fünf Freibäder.

■ Der Eintritt in einem der Bäder kostet für Erwachsene 5,40 Euro am Tag, für ein Kind 2,70 Euro.

■ In den größeren Bädern mit luxuriöserem Angebot ist der Eintritt höher. In der Alsterschwimmhalle zum Beispiel kostet eine Tageskarte für Erwachsene 8,50 Euro, für Kinder 4,30 Euro. Es gibt auch günstigere Karten für anderthalb oder drei Stunden.

Ganz schön verärgert sind die Mitarbeiter des Abenteuerspielplatzes am Brunnenhof auf St. Pauli. Denn seit 1. Februar sind die Regeln für Kindergruppen bei der städtischen Bäderland GmbH verschärft. Nicht nur, dass der vergünstigte Eintritt pro Kind von einem Euro auf 1,50 erhöht wurde, die Gruppe muss zudem bis 16 Uhr das Bad verlassen.

„Unter diesen Bedingungen können wir mit den Kindern nicht mehr schwimmen gehen“, sagt Sozialpädagoge Volker Vödisch. Denn der Eintritt im nächstgelegenen Schwimmbad Festland kostet für Kinder regulär 3,20 Euro. Das könnten viele ärmere Familien nicht bezahlen. Vödisch sagt: „Nur mit denen zu gehen, die das können, kommt nicht in Frage.“ Das wöchentliche Schwimmen sei seit über 20 Jahren ein wichtiges Angebot des Brunnenhofs. „Viele Kinder lernen bei uns schwimmen und nicht in der Schule“, sagt Vödisch. In der Regel kämen zwischen zehn und 20 Kinder mit, in den Ferien sogar bis zu 50.

Für den Sonderpreis gebe es einen Ausweis von Bäderland. Bisher galt die Regel, dass die Kindergruppen bis 16 Uhr im Bad sein müssten. Da immer mehr Schulen Nachmittagsunterricht haben, werde das schon „für viele Kinder sehr knapp“, sagt Kollege Armin Homburg. Deshalb sei man mit der Politik im Gespräch, diese Frist nach hinten zu verlängern. „Doch nun passiert das Gegenteil. Wir müssten schon um 14 Uhr im Bad sein, um bis 16 Uhr draußen zu sein“, sagt Homburg.

„Das soll so sein, weil danach die anderen Schwimmer kommen“, sagt Bäderland-Sprecherin Kirsten Morisse. Es gebe „Nutzerkonflikte“. Gäste, die ihre Bahnen ziehen wollen, müssten auch zu ihrem Recht kommen. Zudem sei der Preis für die Kindergruppen über zehn Jahre konstant gewesen: „Aber wie viele andere Verbraucher bekommt auch Bäderland den Preisanstieg bei den Energiekosten zu spüren.“ Wenn Hamburg sein attraktives Bäderangebot erhalten wolle, müsse dies auch über Eintrittsgelder verdient werden. Zudem sei der Kindergruppentarif nur für „Kinder im Kindergartenalter“, so Morisse.

Das sieht Vödisch anders. „Auch Schulkinder sind Kinder.“ Und Mehmet Yildiz von der Linksfraktion sagt: „Hier werden arme Kinder ausgegrenzt.“ Er fordert den Senat auf, den Gruppen wieder „unabhängig von der Uhrzeit einen vergünstigten Badbesuch zu ermöglichen“. Homburg bezweifelt zudem die Nutzerkonflikte. Im Alltag kämen die Kinder den Schwimmern im Festland selten in die Quere. „Wenn die Kindergruppen aus St. Pauli abziehen, ist das Bad leer.“  KAIJA KUTTER