„Hamburg übernimmt sich“

OLYMPISCHE SPIELE Die Diskussion der Reihe Brot und Spiele spricht über Olympia in der Hansestadt

55, Wirtschafts und Sozialwissenschaftler, arbeitet für Wohnprojekte und engagiert sich bei der Bundeskoordination Internationalismus.

taz: Herr Osório, Sie beschäftigen sich beruflich mit Wohnprojekten. Warum interessieren Sie sich für die Olympiade?

Manuel Osório: Das hat mit meiner Arbeit nur indirekt zu tun. Ich beschäftige mich manchmal mit Stadtentwicklung, das betrifft zum Teil auch meine Arbeit in Wohnprojekten, doch gerade jetzt weckt Olympia in Hamburg mein Interesse.

Was halten Sie von den Olympischen Spielen?

Ich bin selbst begeisterter Sportler. Das kann etwas sehr Verbindendes haben, aber die Olympischen Spiele konzentrieren sich stark auf Leistungssport und das ist nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was Sport ausmacht. Sie sind das weltweit einzige globale kulturelle Ereignis. Das ist schon sehr besonders und kann durchaus eine Ausstrahlung haben.

Und wie sehen Sie Olympia in Hamburg?

Hier treibt vor allem die Handelskammer die Bewerbung voran. Da haben wohl Teile der Wirtschaft ein großes Interesse, die Spiele durchzuführen. Den Nachteil hat die Bevölkerung, die für die Risiken einstehen muss. Ein unsicherer und ungleich verteilter Gewinn steht einem sehr hohen Risiko entgegen. Hamburg übernimmt sich damit, so ein Weltereignis in dieser verglichen mit London oder Tokio kleinen Stadt auszurichten.

Wie sähe Ihr Konzept für Olympia aus?

Ich fände es eine gute Idee, die Olympischen Spiele immer an einem Ort stattfinden zu lassen, zum Beispiel in Athen. Damit haben die austragenden Städte nicht so gigantisch hohe Investitionen, von denen zu befürchten ist, dass sie auf Dauer gar nicht genutzt werden können.

Wie kann man verhindern, dass die olympischen Stätten hinterher ausgestorben sind?

Man könnte die Spiele zumindest in einer größeren Region stattfinden lassen. Wenn man zum Beispiel nicht nur eine Stadt nimmt, sondern – wie mal angedacht war – Hamburg und Berlin die Spiele gemeinsam austragen würden, könnte man vorhandene Sportstätten besser nutzen.

Wie erleben Sie in Gesprächen die Meinung zu Olympia in Hamburg?

Die Diskussionen, die ich führe, sind so, dass die Menschen die Olympischen Spiele ganz schön finden und sich im Fernsehen angucken. Spontan denken sie, das wäre auch für Hamburg gut, aber wenn sie sich die Rahmenbedingungen und Kosten angucken, werden viele skeptisch.INTERVIEW: JELENA MALKOWSKI

„Hamburg macht nun in Olympia: Konzepte, Ziele und Proteste“: 19.30 Uhr, Lichtmess, Gaußstr. 25