SCHWEIZERISCH FÜR ANFÄNGER

„Huere Siech“

Die große Leere in der Schweiz? Ja, vielleicht in den Fanzonen und auf den Autodächern (die Schweizerfähnchen sind weg). Nicht aber in den Herzen. Köbi National ist trotzdem lieb, über Coach Köbi Kuhn ist niemand richtig wütend. Schuld an der Niederlage ist nämlich das Pech, das „huere“ Pech, das in jeder Faser unserer Seele steckt, die nicht fürs Geldverdienen zuständig ist. Als der Türke Arda in der 93. Minute das Todestor schoss, da fluchte ein Nati-Fan neben mir: „Dä huere Siech!“ Das ist böse, da heißt wirklich Hure und Siech, Aussätziger. Was aber am Hurensiech interessant ist, ist, dass der Schweizer ihn auch anerkennend einsetzt: „Dä Siech isch huere cool – bravo!“, sagte mancher liebevoll über Hakan Yakin, als er in der Pfütze das 1:0 gegen die Türkei schoss. Und, besonders im Innerschweizer Bauernstand, ist einer, der etwas gut kann, schnell einmal „e huere verruckte Cheib“. Ein „Cheib“ ist eigentlich ein Tierkadaver, aber das weiß heute niemand mehr. Und es gibt nach wie vor nicht wenige Schweizer, die Köbi Kuhn „eifach e liebe Cheib“ finden. RUEDI WIDMER