Enttäuschung in Südafrika: Bafana Bafana: War`s das schon?

Südafrika steht nach der Niederlage im zweiten Gruppenspiel vor dem Aus. Die Fans feiern trotzdem, aber für die Spiele interessieren sie sich jetzt weniger.

Das kann doch nicht wahr sein: Südafrika Fans während des Spiels gegen Uruguay. Bild: ap

KAPSTADT/PRETORIA/JOHANNESBURG taz | An ein Wunder glaubten die Südafrikaner nach dem gelungenen Auftaktspiel gegen Mexiko vor einer Woche, totale Euphorie herrschte vor dem Anpfiff der Partie gegen Uruguay am Mittwochabend. Als dann die Niederlage feststand, war die Enttäuschung umso größer. Aber selbst das konnte der Feierstimmung letztlich nichts anhaben. Die drei Gegentore und die Rote Karte gegen Südafrikas Torwart ließen die Herzen der Menschen stillstehen, aber nach dem Schock wurde auf Kapstadts Long Street trotzdem bis spät in die Nacht die WM gefeiert.

Manche veranstalteten mit ihren Vuvuzelas ein Trötkonzert, andere sangen im Chor das traditionsreiche südafrikanische Volkslied "Shosholoza" ("Vorwärts"). Man weiß in Südafrika auch schön zu trauern. Die Euphorie, die Magie des vergangenen Tages überwog bei weitem die Enttäuschung in der Nacht. Auch weil es um so viel mehr ging als das Spiel: Das gibt es normalerweise nicht in Südafrika, dass man sich mitten in der Nacht so völlig angstfrei auf der Straße bewegen kann und dass Südafrikaner und Besucher jeder Nationalität so ausgelassen und selbstverständlich miteinander umgehen.

Auch wer gedacht hätte, die südafrikanischen Spieler würden nach der Blamage gegen Uruguay mit hängenden Köpfen davonschleichen und mit Tränen in den Augen um Vergebung für ihre schlechte Leistung bitten, sah sich getäuscht. Stolz wie Gockel präsentierten sich die Bafana Bafana nach dem Spiel in der Mixed Zone in ihren schicken Einheitsanzügen. "Sicher sind wir enttäuscht", sagte Teko Modise, der offensive Mittelfeldspieler, der so viele Bälle verloren hatte, "Uruguay hat uns mit seinen drei Stürmern weit hinten reingedrängt." Und dann kam es auch von ihm, das entschuldigende Wort: "Das sind alles Weltklassespieler, die bei den besten Klubs Europas unter Vertrag stehen." Als wolle er Dankbarkeit ernten dafür, dass er überhaupt aufgelaufen war, er, der nur beim Soweto-Club Orlando Pirates spielt. Selbstmitleid ging vor Niedergeschlagenheit.

Überhaupt nicht angekratzt von der Niederlage schien Siphiwe Tshabalala zu sein, der Star des Auftaktspiels, der mit seinem Tor gegen Mexiko dem Team eine Sonderprämie von 500.000 Rand beschert hatte. Für ihn ist die WM ein Erfolg, egal ob sich Südafrika für das Achtelfinale qualifiziert oder nicht. Er lächelte sich durch die aufgereihten Journalisten und sagte, was alle seine Kollegen nach der Niederlage sagten: "Im Fußball ist alles möglich." Er meinte einen Sieg gegen Frankreich.

Die Fans, die im Stadion miterlebt hatten, wie sich die Südafrikaner vergeblich mühten, können sich das allerdings nur schwer vorstellen. Sie, die Augenzeugen, schimpften wie die Rohrspatzen. Verärgerung machte sich in der Öffentlichkeit auch am nächsten Tag breit, als die Feierstimmung verflogen war. "Die Bafana haben uns hängen lassen", sagt in Johannesburg der Bankangestellte Dipuo Ntioko. "Man hat ihnen so viel Geld versprochen, damit sie das Viertelfinale erreichen, und alles umsonst. Ich gehe nicht mehr in die Stadien, ich bleibe vor dem Fernseher." Der Geschäftsmann Aaron Baloyi in Soweto sagte ebenfalls, er werde jetzt keine Spiele mehr besuchen, außer eventuell das Endspiel. "Ich schenke meine übrig gebliebenen Tickets meinem Sohn."

Südafrikas Regierung macht sich nun Sorgen um schlagartig sinkendes Publikumsinteresse. In einer außergewöhnlichen Erklärung rief Regierungssprecher Themba Maseko gestern die Bürger auf, weiterhin "eine tolle Atmosphäre" zu gewährleisten. "Wir befinden uns noch im Anfangsstadium des Turniers, und dies ist nicht der Zeitpunkt, sich zurückzuziehen, unabhängig von der Enttäuschung", sagte er. "Dies ist immer noch unsere WM. Es liegt an uns, aus ihr einen Erfolg zu machen."

Ishmael Mnisi, Sprecher der Regierungspartei ANC, flüchtete sich in Patriotismus. "Bafana Bafana bleiben unser Stolz. Wir werden bis zum Schluss des Turniers unsere Vuvuzelas blasen."

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