Nach der Verfolgung eines Afrikaners: Massenschlägerei in Magdeburg

Junge deutsche Männer fühlten sich von Afrikaner "provoziert". Die Hintergründe sind noch unklar.

DRESDEN taz In Sachsen-Anhalt ist es erneut zu Gewalttaten mit fremdenfeindlichem Hintergrund gekommen. In der Nacht zum Sonntag entwickelte sich in Magdeburg eine Massenschlägerei zwischen Deutschen und Afrikanern, bei der zwei Deutsche so schwer verletzt wurden, dass sie ins Krankenhaus aufgenommen werden mussten.

Bislang kenne man nur die Version eines 27-jährigen beteiligten Deutschen, teilte die Polizeidirektion Magdeburg mit. Vier junge Deutsche hätten sich demnach an einer Straßenbahnhaltestelle von einem dort wartenden Schwarzafrikaner provoziert gefühlt. Der 29-jährige Mann von der Elfenbeinküste soll einen Holzknüppel bei sich getragen haben. Als einer der Deutschen auf ihn zugegangen sei, sei der Afrikaner in eine nahe gelegene Imbissstube geflüchtet.

Seiner Verfolgung schlossen sich weitere zehn Deutsche an. Sie beleidigten ihn und forderten ihn auf, die Gaststätte wieder zu verlassen. Als der junge Mann dies tat, kamen ihm etwa 20 weitere Afrikaner aus einem Internetcafé zu Hilfe. Zwischen beiden Gruppen entwickelte sich die Prügelei. Als die Polizei eintraf, fand sie neben den Afrikanern nur noch vier Deutsche vor, beide Parteien alkoholisiert.

Die Polizei ermittelt nach beiden Seiten wegen gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung. Mit ersten Ergebnissen ist nicht vor Dienstag zu rechnen. Aussehen und Kleidung der vier am Tatort angetroffenen Jugendlichen lassen auf rechte Gesinnung schließen. Sie sind der Polizei bisher aber nicht als Anhänger der Neonaziszene aufgefallen, betonte eine Sprecherin. Gegen einen von ihnen wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, weil er ein T-Shirt mit dem in Sachsen-Anhalt verbotenen Thor-Steinar-Logo trug.

Auch die Mobile Beratung für Opfer rechter Gewalt in Magdeburg konnte am Montag noch keine Hintergründe benennen. Vor allem im Harzkreis und in Magdeburg häufen sich Übergriffe auf ausländische Mitbürger oder linksgerichtete Jugendliche. Zwei Tage vor Weihnachten war in Halberstadt eine junge Frau schwer verletzt worden. Der Hasselbach-Platz in der Magdeburger Innenstadt, immer häufiger Schauplatz spontaner Gewalt, wird seit kurzem videoüberwacht.

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