Köhler kritisiert das „Monster“

BERLIN rtr ■ Das Weltfinanzsystem ist nach Ansicht von Bundespräsident Horst Köhler außer Kontrolle geraten. Die Finanzmärkte hätten sich zu einem „Monster“ entwickelt, das an die Leine gelegt werden müsse, sagte er dem Stern. Die vom US-Immobilienmarkt ausgehende Bankenkrise werde auch in der Realwirtschaft Schleifspuren hinterlassen. Nötig sei eine strengere Regulierung und eine Stärkung des Internationalen Währungsfonds (IWF), auf dessen Chefsessel er früher saß. Die FDP warf ihm vor, Vorurteile gegen die Banken zu nähren. Köhler äußerte sich ungewöhnlich deutlich zu der Krise, die seit einem Dreivierteljahr zahlreiche Institute ins Schlingern gebracht hat: „Wir waren nahe dran an einem Zusammenbruch der Weltfinanzmärkte“, sagte das Staatsoberhaupt. Man müsse der Finanzwelt einen Spiegel vorhalten: „Sie hat sich mächtig blamiert.“ Ein klares Schuldeingeständnis vermisse er bisher. Kapitalismus heiße nicht nur Rendite einfahren, sondern vor allem, mit Risiko umgehen können, sagte der gelernte Ökonom.