Arbeitgeber wollen Recht auf Teilzeit kippen

ARBEITSMARKT Industrie- und Handelskammertag kritisiert verringerte Arbeitszeit als „Einstellungshürde“. CSU-Familienpolitikerin widerspricht: Elternfeindliche Firmen schaden sich durch ihr Verhalten selbst

BERLIN taz | Hans Heinrich Driftmann, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), will den Rechtsanspruch von ArbeitnehmerInnen auf Teilzeitarbeit einschränken. Das solle „Einstellungshürden“ beseitigen, sagte Driftmann am Mittwoch in Berlin.

Das Teilzeitgesetz räumt ArbeitnehmerInnen seit 2001 einen Rechtsanspruch auf Verringerung der Arbeitszeit ein. Der Anspruch gilt auch für Beschäftigte in leitenden Positionen und für geringfügig Beschäftigte.

Aus den Koalitionsfraktionen kam prompt Widerspruch. Als „geradezu paradox“ bezeichnete den Vorschlag Dorothee Bär, familienpolitische Sprecherin der Unionsfraktion im Bundestag. „Wenn Eltern sich in der Zeit, in der ihre Kinder klein sind, mehr Zeit für ihre Betreuung nehmen wollen, sollen sie darauf einen Anspruch haben.“ Auch für Arbeitnehmer sei das Signal fatal, weil Eltern familienunfreundlichen Unternehmen den Rücken kehrten, sagte die CSU-Politikerin der taz.

Die Gewerkschaften warnten vor einem Rückschritt in der Debatte über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Frauen sollen durch das Teilzeitgesetz gefördert werden“, sagte Hannelore Buls, Leiterin des Ver.di-Bereichs Frauen- und Gleichstellungspolitik. Aber auch Männern schade dieser Diskurs. „Vätern wird die Entscheidung, sich mehr um die Familie zu kümmern, abgenommen.“ Ginge es nach Driftmann, entscheide künftig wieder der Chef. SIS

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