Cannabis und Ecstasy werden unbeliebter

BERICHT In Deutschland gibt es immer weniger Drogenabhängige. Wer heute an einer Überdosis stirbt, hat länger gelebt als frühere Drogenopfer

BERLIN taz | Ein Viertel aller Deutschen hat Erfahrungen mit Drogen. Das verdeutlicht ein aktueller Bericht zur Drogensituation in Deutschland, der von der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht in Auftrag gegeben wurde. Das Ergebnis bestätigt den Trend früherer Studien.

Demnach ist Cannabis weiterhin die am weitesten verbreitete illegale Droge. Der Konsum jedoch ist rückläufig. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, führt das auf „sehr erfolgreiche und vorbildliche Projekte zur Reduzierung des Cannabiskonsums“ zurück, die in den Drogen- und Selbsthilfeeinrichtungen eingesetzt werden.

Zudem ist „jeder Zweite, der Ersthilfe sucht, nach wie vor ein Cannabiskonsument“, wie Tim Pfeiffer-Gerschel, Geschäftsführer der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD), erläuterte. Auch die Infektionen mit HIV und Hepatitis C gingen im vergangenen Jahr weiter zurück. Zudem ist die Gesamtzahl der Drogentodesfälle, mit 1.331 Menschen für das Jahr 2009 auf den drittniedrigsten Stand der letzten zehn Jahre gesunken, wobei die meisten Toten an einer Überdosis Heroin starben.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang das Durchschnittsalter der Drogentoten: Mit 36 Jahren liegt es heute fünf Jahre höher als im Jahr 2000. Dyckmans führt das auf die Einführung von Strategien zur Schadensreduzierung und Überlebenshilfe zurück.

Der Gebrauch von Kokain ist in Deutschland unverändert und im europäischen Vergleich niedrig. Etwa 5 Prozent der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 39 Jahren haben einmal in ihrem Leben Kokain konsumiert. Die Einnahme von Ecstasy ist seit 2000 kontinuierlich rückläufig.

Eine Herausforderung stellt das vermehrte Auftreten neuer psychoaktiver Substanzen dar sowie die über das Internet zu beziehenden „Legal Highs“. Die Kräutermischungen auf Pflanzenbasis, die mit synthetischen Cannabinoiden versetzt werden, entfalten eine starke psychoaktive Wirkung. MARKUS SCHULZ