Sichere Jobs machen die Väter moderner

ELTERNGELD Neue Statistik belegt: Je wohlhabender eine Region, desto mehr Männer nehmen eine Auszeit. Im Schnitt kehren sie nach dreieinhalb Monaten ins Büro zurück, Frauen bleiben ein ganzes Jahr daheim

BERLIN taz | Jeder fünfte Vater bleibt dank Elterngeld nach der Geburt eines Kindes zu Hause, doch von einer neuen Rollenverteilung kann keine Rede sein: Die meisten Männer verschwinden nach dreieinhalb Monaten wieder ins Büro. Das geht aus einer neuen Auswertung der Zahlen von 2008 hervor, die das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden präsentierte.

„Leider ergibt sich trotz Elterngeld noch immer das klassische Bild: Väter bleiben nur kurz zu Hause. Man muss es sich leisten können, dass ein Teil des Einkommens wegfällt“, sagt Sascha Krieger, einer der Autoren der Studie, der taz. Der durchschnittliche Elterngeldanspruch von Vätern, die vor der Geburt des Kindes erwerbstätig waren, lag im ersten Monat bei 1.131 Euro. Bei erwerbstätigen Müttern waren es nur 844 Euro.

Seit 2007 gibt es das Elterngeld. Entscheiden sich Väter, Partnermonate in Anspruch zu nehmen, so verlängert sich der Bezug für ein Elternpaar insgesamt von 12 auf 14 Monate.

Väter beziehen durchschnittlich 3,7 Monate Elterngeld. Sieben von zehn Männern beantragen die Leistung nur für zwei Monate. Neun von zehn Frauen bleiben zwölf Monate zu Hause.

In Bayern, Berlin und Sachsen ist der Anteil der Väter, die mit dem Kind zu Hause bleiben, mit jeweils 27 Prozent am höchsten. Am unbeliebtesten ist die Babypause im Saarland. „Auch wenn wir aus unseren Zahlen keine Motivation ableiten können, ist auffällig, dass gerade Väter in strukturstarken Regionen in Elternzeit gehen“, sagt Krieger.

Besonders die hohe Inanspruchnahme in Bayern war auffällig. Dort war kurz nach Einführung des Elterngelds der CSU-Landrat Stefan Rößle als „Wickel-Volontär“ gefeiert worden – als bundesweit erster Landrat, der nach der Geburt seines Kindes eine Auszeit nahm.

Die Städte, in denen der höchste Anteil von Vätern die Auszeit in Anspruch nahm, waren Jena (43 Prozent) und Potsdam (39 Prozent). Am niedrigsten war die Nachfrage im niedersächsischen Nienburg an der Weser, der Ruhrgebietsstadt Gelsenkirchen und dem sauerländischen Olpe. ANNE ONKEN