Alle wollen Schulfrieden

HAMBURG II Nach dem gescheiterten Volksentscheid lässt Politik Finger von neuen Strukturveränderungen

HAMBURG taz | Es klingt paradox: Bildung ist für Hamburger das wichtigste Thema, doch es gibt kaum Streit darum. Denn nach dem gescheiterten Volksentscheid zur sechsjährigen Primarschule wollen alle Parteien die Finger von Strukturänderungen lassen.

CDU, FDP und SPD nennen dies „Schulfrieden“, der zehn Jahre gelten soll. Aber auch die Grünen geloben, künftig keine neue Struktur „von oben“ zu verordnen. Längeres gemeinsames Lernen könne nur „von unten wachsen“, heißt es im Wahlprogramm.

Doch es gibt kleinere Reformen, die die grüne Exschulsenatorin Christa Goetsch in ihrer Amtszeit auf den Weg brachte, um deren Umsetzung noch gerungen werden muss, etwa die Integration behinderter Kinder oder der Ausbau der Ganztagsbetreuung. Und als größte Herausforderung nennen unisono alle Parteien die „Stärkung der neuen Stadtteilschule“, die eine Alternative zu den Gymnasien sein soll und das Abitur nach 13 Jahren anbietet.

Programmatische Unterschiede zwischen SPD und Grünen gibt in der Bildung kaum. Beide sind sich einig, dass Kinder stärker individuell gefördert werden müssen. Dazu gehört die Abschaffung des Sitzenbleibens. Auch sollen Gymnasien ab der 7. Klasse Verantwortung für ihre Schüler übernehmen und dürfen sie nicht mehr auf andere Schulen abschieben. Hier gibt es Risse zum konservativen Lager. Die FDP und seit Kurzem auch die CDU propagieren, es müsse eine „Durchlässigkeit“ zwischen beiden Schulformen geben. Das bedeutet, dass Gymnasien schwache Schüler abschieben dürften.

Den Schulreformgegnern, die sich auf mehrere Parteien verteilten, fehlt es ansonsten an Angriffspunkten. Um die Galionsfigur Walter Scheuerl ist es sogar richtig ruhig geworden, seit er sich entschied, für die CDU zu kandidieren. KAIJA KUTTER