Arbeitslose Alleinerziehende: Lieber Ein-Euro-Job als Praktikum

Alleinerziehende Arbeitslose arbeiten lieber ein paar Stunden in 1-Euro-Jobs, als in ganztägigen Praktika. Deshalb könnte der Bedarf an Kitaplätzen steigen.

Gibt den Eltern mehr Planungsmöglichkeiten: Eine vernünftige Kinderbetreuung. Bild: dpa

BERLIN taz | Familienministerin Kristina Schröder (CDU) ist optimistisch, Christian Ude, Münchens Oberbürgermeister (SPD) und Präsident des Deutsches Städtetags, hingegen eher skeptisch, wenn es um den Ausbau von Kita-Plätzen geht. Bis 2013 soll es bundesweit 750.000 Kita-Plätze für unter Dreijährige geben. Damit sei eine "Betreuungsquote" von 35 Prozent erreicht.

Christian Ude indes rechnet mit einem Bedarf von 50 Prozent. Wie wichtig Kita-Plätze sind, damit Frauen arbeiten können, zeigt eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Danach machen nämlich alleinerziehende Frauen, die Hartz IV beziehen, seltener Betriebspraktika, um wieder einen regulären Job zu bekommen, als kinderlose Hartz-Empfängerinnen.

"Das liegt daran, dass diese Frauen Erwerbstätigkeit und Kinderbetreuung nur schwer miteinander vereinbaren können", sagt Cordula Zabel, Arbeitsmarktforscherin beim IAB. Wenn das jüngste Kind der Alleinerziehenden aber etwa fünfzehn Jahre alt ist, seien die Frauen verfügbarer und nähmen sowohl an Betriebspraktika als auch an anderen Arbeitsmarktmaßnahmen teil.

In Computer- und Bewerbungskursen sowie 1-Euro-Jobs lassen sich arbeitslose Alleinerziehende indes häufiger vermitteln. Warum? Betriebspraktika füllen meist einen ganzen Arbeitstag aus. Viele Weiterbildungsmaßnahmen und manche 1-Euro-Jobs dauern aber nur ein paar Stunden am Tag.

Deutlicher Unterschied zwischen Ost und West

Laut Studie besteht ein deutlicher Unterschied zwischen Ost und West: In den neuen Bundesländern absolvieren fast doppelt so viele alleinerziehende Mütter Berufs- und Betriebspraktika oder rutschen in 1-Euro-Jobs wie in den alten Bundesländern. "Das könnte am unterschiedlichen Rollenverständnis liegen", vermutet Cordula Zabel.

Gründe für das Verhalten wurden mit der Studie nicht abgefragt. Zabel räumt allerdings ein, dass es im Osten mehr Kitaplätze gibt als im Westen. Es gibt auch einen Unterschied zwischen Hartz-IV-Empfängerinnen mit und ohne Partner: Frauen mit festem Partner greifen weitaus seltener zu Fortbildungs- und Praktikumsangeboten als alleinstehende Frauen.

Auch hier tritt eine Ost-West-Diskrepanz auf. Während nahezu alle für die Studie zwischen 2005 und 2008 befragten Ostfrauen die Angebote annahmen, greifen Westfrauen mit einem Partner seltener zu einer Arbeitsmarktofferte als Alleinstehende: Kinderlose bis zu 40 Prozent seltener, Mütter mit einem bis zu fünf Jahre alten Kind sogar 60 Prozent seltener.

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