Zu viel ungeschützter Sex

HIV Seit 25 Jahren gibt es Aids-Aufklärungskampagnen in Deutschland. Nicht wenige Menschen fühlen sich dennoch unzureichend informiert

BERLIN/KÖLN dpa | Allen Kampagnen zum Trotz findet fast die Hälfte der Menschen in Deutschland die Aufklärung über Aids und das HI-Virus ungenügend. Es werde nicht genug über die Krankheit informiert, sagten rund 45 Prozent der Befragten in einer Umfrage des Kölner Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Nachrichtenagentur dpa. Rund 48 Prozent der Menschen gaben an, dass genug aufgeklärt werde.

Um den internationalen Kampf gegen HIV wird es vom 22. Juli an bei der Welt-Aids-Konferenz in Washington gehen. Mehr als 25.000 Ärzte, Wissenschaftler, HIV-Infizierte und Politiker werden dort zusammentreffen. Neue Therapiestrategien sollen ebenso diskutiert werden wie die Rolle der Politik bei der Bekämpfung der Infektion.

Die Aussagen der Umfrage ließen keine Rückschlüsse darauf zu, ob Menschen in Deutschland von Kampagnen bereits erreicht würden, gab die Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Elisabeth Pott, zu bedenken. Vor rund 25 Jahren startete die Kampagne „Gib Aids keine Chance“. „Wir haben einen langsamen, aber kontinuierlichen Zuwachs an Schutzverhalten“, so Pott.

Allerdings seien noch vor einigen Jahren Fernsehspots über den Schutz vor Aids zur besten Sendezeit gelaufen. „Wir machen einen großen Teil der Aufklärung über das Internet“, sagte Pott der Nachrichtenagentur dpa. „Daraus kann natürlich grundsätzlich der Eindruck entstehen, es wird nicht mehr so viel aufgeklärt.“

In Deutschland leben nach Daten des Berliner Robert Koch-Instituts (RKI) rund 73.000 Menschen mit HIV. Etwa 2.700 Menschen infizierten sich 2011 mit dem Virus, etwa 500 Betroffene starben. Das HI-Virus zerstört das Immunsystem, Krankheitserreger können nicht mehr abgewehrt werden.

Fast jeder zweite Befragte (46 Prozent) gab bei der YouGov-Umfrage an, dass er mindestens einmal Geschlechtsverkehr ohne ausreichenden Schutz hatte. Unter den jüngeren Deutschen zwischen 16 und 24 Jahren war es jeder Dritte, in der Gruppe der 35- bis 44-Jährigen dagegen mehr als jeder Zweite.