unterm strich
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Nach dem britischen Architekten David Chipperfield äußern jetzt auch Denkmalschützer Kritik an den Vorgaben für den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses. Der Kunsthistoriker Adrian von Buttlar erklärte, der Wettbewerb stelle die Architekten „vor kaum lösbare Aufgaben“. Die geplante Rekonstruktion der historischen Fassade und eine moderne Nutzung des Humboldt-Forums seien „höchst widersprüchlich“, sagte Buttlar, der auch Vorsitzender des Landesdenkmalrats ist, im Gespräch mit dpa. Damit werde das Schloss noch stärker als in der bisherigen Planung zur „reinen Kulissenarchitektur“.

Der Wissenschaftler, ein Befürworter der Nachkriegsmoderne, äußerte zwar Respekt vor der Initiative des Schloss-Fördervereins um Wilhelm von Boddien. Anders als bei der Dresdner Frauenkirche, für deren Wiederaufbau sich die Bürger der Elbestadt eingesetzt hätten, werde der Berliner Schlossbau aber von einer „sorgsam inszenierten Meinungslawine“ getragen und eine „bereinigte Version“ der preußischen Geschichte zur Identitätsstiftung benutzt.

Chipperfield hatte jüngst im Nachrichtenmagazin Der Spiegel die Vorgaben des Bundestages für den Schloss-Wiederaufbau heftig kritisiert. Das Parlament habe sich leider auf eine Rekonstruktion festgelegt, „die haben sehr genau definiert, was passieren soll“, sagte Chipperfield, der auch Mitglied in der Wettbewerbsjury ist. „Das ist das eigentliche Ärgernis. Dass quasi ein biblisches Gebot erlassen wurde, das alle weiteren Diskussionen abwürgen soll.“

Vorwärts, statt rückwärts gewandt zeigt sich der Deutsche Kulturrat, der sich für die Anerkennung guter Computerspiele als Kulturgut ausgesprochen hat. Es sei also „absolut vernünftig“, wenn Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) im neuen Jahr erstmals die Vergabe eines von ihm geförderten Computerspielpreises für künstlerisch wertvolle und pädagogisch wichtige Spiele plane, sagte der Geschäftsführer des Kulturrates, Olaf Zimmermann, der dpa. „Man kann und muss gute Computerspiele fördern, damit sie sich positiv absetzen können von den schlechten Spielen.“

Viele Eltern hätten signalisiert, dass sie eine solche Orientierungshilfe ähnlich wie bei der Verleihung des Jugendliteraturpreises begrüßen würden, sagte Zimmermann und rühmt den Kulturrat, eine reine Verbotsdebatte endlich in eine inhaltliche Qualitätsdiskussion überführt zu haben. Nachzuprüfen ist das über die vom Deutschen Kulturrat herausgegebene Dokumentation über den „Streitfall Computerspiele“, die beim Kulturrat (Chausseestr. 103 in 10115 Berlin) und über jede Buchhandlung erhältlich ist.